Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
CIRCUS CROCOFANT
Frankenthal, 15. August 2012

www.circuscrocofant.de
Die jährliche Tournee führte den Circus Crocofant bisher stets durch Bayern und Baden-Württemberg. Nun hat Francois Meise mit seinem Circus die angestammten Routen verlassen und gastierte erstmals in Rheinland-Pfalz und reist in den kommenden Wochen in Hessen.

Im pfälzischen Frankenthal war der Circus auf dem städtischen Festplatz großzügig und dekorativ aufgebaut. Die attraktive Front empfängt die Besucher und bietet in der Dunkelheit mit ihren zierlichen Edelstahl-Gittersäulen, die von unten mit blauen Strahlern illuminiert sind, einen besonderen Blickfang. Zwischen den Säulen sind Kunststoffplatten, die reliefartig einen Clownskopf tragen, angebracht. Der in gelber Leuchtschrift über dem zweiflügeligen Eingangstor blinkende Namenszug komplettiert das Arrangement.
Attraktiv stellt sich der, zu größten Teilen aus den typischen Tonnendachwagen – wie einst das Erscheinungsbild der Circusse prägten - bestehende Fuhrpark dar. Alle Fahrzeuge sind perfekt cremefarben mit blauen Absetzungen und roten Dächern lackiert. Einige Wagen sind mit Circusmotiven verziert, die im Stil von Tuschezeichnungen ausgeführt sind.
Das leuchtend rote, mit weißen Applikationen versehene, Vier-Masten-Chapiteau beherrscht den Platz. Seine hohe, achteckige Kuppel trägt ringsum den Circusnamen. Der hintere Teil des Circusplatzes ist der Raubtieranlage der Familie Muderak sowie dem Pferdestall der Donnerts und den Wohnwagen vorbehalten. Eigene Tiere hat der Circus keine.
Ein großer Artisteneingang aus dunkelrotem Samt, Leuchtpiste, dekorative Logen und ein siebenreihiges Bankgradin strukturieren das im Innern blaue Zelt. Die Tonanlage zeigt sich leistungsstark, genauso wie die Lichtanlage. Mit sieben Scannern und zahlreichen Scheinwerfer zaubert Adriano Meise ein erstklassiges Lichtdesign und setzt die Show gekonnt in Szene.
Das aktuelle Programm wurde in weiten Teilen  vom Vorjahr beibehalten, da man andere Plätze hält.
Clown David legt im Zentralkäfig letzte Hand an, „findet“ eine Uniformjacke und träumt von einer Karriere als Raubtierdompteur. Damit er endlich den Käfig verlässt und die Show beginnen kann, verspricht ihm Direktor Francois Meise, dass er „morgen“ die Raubtiere präsentieren darf.
Nach der Begrüßung durch Direktor Meise, der im weiteren Verlauf des Abends als ruhiger  und sachlicher Moderator durch das Programm führt, ist es nun an Yvonne und Knut Muderak die Nummernfolge zu beginnen.
Vier Löwinnen und zwei Tiger folgen den erfahrenen Dompteuren in die Gittermanege. Flüssig und routiniert läuft die umfangreiche Trickfolge ab. Hochsitzer am Platz, Balkenlauf, Begegnung von Tiger und Löwin auf dem Balken, Pyramide und Sprünge gehören u. a. zum Repertoire. Von einem kurzen Mundstab lässt Yvonne Muderak einen Tiger unmittelbar vor ihrem Gesicht Fleisch abnehmen. Rasante weite Sprünge von Postament zu Postament und über andere, am Rand des Käfigs stehende, Tiere hinweg zeigen die Raubkatzen in voller Karriere. Paralleler Hochsitzer zweier Löwen und aufrichten auf der Hinterhand einer Löwin beenden die Darbietung.

Clown David mit seinen Reprisen der rote Faden im Programm. Zunächst jongliert er in bekannter Weise drei Zigarrenkästchen. Alsbald fordert die Direktion, dass er zehn solcher Kästchen manipulieren soll. Nach einigen „Missgeschicken“ gelingt es ihm, mit entsprechender Geschwindigkeit und Druck, die Reihe aufzubauen und zusammen zu halten.
In seinem zweiten Auftritt präsentiert er zwei Stachelschweine. Die possierlichen Nagetiere gelangen aus einem kleinen „Circuswagen“ in die Manege. Sie laufen durch eine Röhre, überqueren eine Planke und übersteigen Hindernisse. Alleine auf Grund ihrer Seltenheit in den Manegen erzeugen sie einen Aha-Effekt auf den Rängen.
Als „Exhibitionist“ verkündet er die Pause.
Originell beginnt die Reprise mit dem „weißen Hai“. Als Leichtmatrose „paddelt“ David in seinem „Boot“ in die Manege. Kurz darauf gelangt der Hai ins Schiff und nach wildem Kampf obsiegt natürlich der Clown.
Vom Direktor beauftragt, auf das Mikrofon auf zu passen, kann David der Versuchung nicht widerstehen sein Talent als großer Sänger zu erproben. Wie so oft im Leben, liegt die Tücke im Detail und bald tönt unpassend eine weibliche Stimme vom Playback. Wie gut, dass der Clown „zufällig“ einen Wischmopp zur Hand hat, mit dem sich flugs eine Rasta-Lockenfrisur zaubern lässt. Derart ausstaffiert ist ein Duett mit sich selbst kein Problem.

Sandra Stipkova präsentiert ihre rasante Jongleurdarbietung mit einem strahlenden Lächeln. Variantenreiche Routinen mit bis zu fünf Keulen werden zunächst routiniert geboten. SYX Bis zu fünf Bällen werden mit scheinbarer Leichtigkeit in der Luft gehalten. Effektvoller Höhepunkt ihrer Darbietung ist die Jonglage von fünf hell lodernden Fackeln.
Nach ihrem ersten Engagement in der Saison 2009 ist Jeanne Durand Raucher in diesem Jahr zum Circus Crocofant zurückgekehrt. Im ersten Programmteil sehen wir sie in einer Luftnummer an einem Röhrenkubus. Kostüm und Musik sind im Charleston-Stil der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts gehalten und geben der Nummer einen frischen eigenständigen Charakter. Kraftvoll und mit Schwung folgen die zahlreichen Tricks aufeinander.
Später sehen wir die aus Frankreich stammende Artistin, die ihr Handwerk in Kanada erlernt hat, mit ihrer bekannten Handstandequilibristik. Die weit ab des üblichen, traditionellen Rahmen gestaltete Darbietung läuft in fließendem, tänzerisch anmutendem Rahmen ab. Sicher, kraftvoll und lange werden die verschiedenen Handstände gehalten.
Emilia Donnert hat sich eine neue Luftnummer an Tuchstrapaten erarbeitet. Mit weiten Flügen nutzt sie den Raum in der Kuppel des Chapiteau.

Die beiden Auftritt der Donnert Family setzen in beiden Programmteilen die finalen Akzente. Zuerst präsentieren Richard und Emilia ein klassisches Pas-De-Deux auf dem Pferderücken. Mit einem feurigen Tanz im spanischen Stil leitet die junge Frau die Darbietung ein. Ein umfassendes Repertoire an Tricks dieses alten Genres equestricher Künste erfolgt in gekonnter Form im Verlauf der Darbietung.
Vollkommen logisch wurde die stärkste Darbietung als Höhepunkt des Abends vor dem Finale platziert. In ihrer rasanten Stehendreiterei zeigen die Donnerts ein Zwei-Mann-Hoch auf dem Pferderücken, sowie Salti neben dem Pferde, auf dem Pferd und von Pferd zu Pferde. Diese und viele weitere Tricks werden absolut sicher und erstklassig ausgeführt. Der abschließende Sprung aller Truppenmitglieder in den Sitz auf den Pferderücken zum Ritt zu fünft reißt die Besucher mit.
Gradlinig und straff wie der Programmablauf ist auch das Finale ausgerichtet. Die Mitwirkenden stellen sich entlang der Piste auf und werden namentlich vorgestellt.  Winkend zieht sich das Ensemble zurück, nachdem es den wohlverdienten Schlussapplaus entgegen genommen hat.
Nach rund zwei Stunden endet das abwechslungsreiche und interessante Programm in einem eines mittelgroßen Circus, der auch mit einem sehr gepflegten Ambiente zu überzeugen versteht.
optimiert