Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS CROCOFANT
Hechingen, 03. September 2011

www.circuscrocofant.de
Im ländlichen Hechingen, zu Füßen der Burg Hohenzollern war der Circus Crocofant auf seiner immer wiederkehrenden Tour durch Süddeutschland zu Gast. Das Reisegebiet des Circus von Francois Meise beschränkt sich auf die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg.
„Wie aus dem Ei gepellt“ steht der Circus in der grellen Sonne des heißen Spätsommertages da. Die attraktive neue Front fällt dem Besucher ins Auge. Zierliche Edelstahl-Gittersäulen, die des abends von unten mit blauen Strahlern illuminiert sind, tragen zweiarmige Kugelleuchten. Zwischen den Säulen sind  Kunststoffplatten mit einem reliefartigen Clownskopf angebracht. Über dem zweiflügeligen Eingangstor blinkt in gelber Leuchtschrift der Circusnamen.

Bemerkenswert auch, das in diesem Circus noch auf typische Wagen gesetzt wird. Annähernd der komplette Wagenpark besteht aus den Tonnendachwagen, die vor Jahren für deutsche Circusse charakteristisch waren. Alle Fahrzeuge sind perfekt cremefarben mit blauen Absetzungen und roten Dächern lackiert. Auf einigen Wagen sind Circusmotive als Zeichnung im Stil von Karikaturen zu entdecken.
Der rote Viermaster, nun in der dritten Saison im Gebrauch, leuchtet in der Sonne und bildet das Zentrum des Circus. Im hinteren Platzbereich sind die Raubtieranlage sowie der Pferdestall der Donnerts und die zugehörigen Wohnwagen angeordnet. Der Circus reist komplett ohne eigene Tiere.

Im Innern ist das Chapiteau dunkelblau. Eingerichtet mit einem siebenreihigen Gradin, hübsch dekorierten Logen, einer Leuchtpiste und einem großen dunkelroten Artisteneingang bietet es eine angenehme Atmosphäre. Als sehr leistungsfähig erweist sich die Tonanlage und auch die Technik der Lichtanlage, mit Scannern und LED-Scheinwerfern, zeigt sich aktuell.

Clown David „säubert“ den Zentralkäfig und träumt dabei von einer großen Dompteurkarriere. Damit die Vorstellung beginnen kann, verspricht ihm Direktor Francois Meise, dass er „morgen“ die Raubtiere vorführen darf.
So eingeleitet ist die neue Raubtierdressur von Yvonne und Knut Muderak als erste Darbietung des Abends zu sehen. Vier Löwinnen und zwei Tiger bilden die Gruppe, die in ihrer zweiten Saison zu sehen ist. Eine umfangreiche Trickfolge wurde erarbeitet, so u. a. Hochsitzer am Platz, Balkenlauf – auch mit Begegnung einer Löwin und eines Tiger, Pyramide, verschiedene Sprünge und Futterabnahme von einem Mundstab. In der besuchten Vorstellung ließen die jungen Tiere noch  Unsicherheiten, erkennen und der Ablauf stockte ein wenig.

Nikita Meise setzt die Highlights in der Kuppel des Chapiteau. Zwei mal, am Ring und den Strapatentüchern, ist sie an diesem Arbeitsplatz zu sehen. Kraftvoll und elegant wird ein großer Querschnitt an Tricks und Posen dieser Genres präsentiert.
Clown David, ihr Partner im Leben außerhalb der Manege, ist mit der Vielzahl seiner Reprisen der rote Faden im Programm. Zunächst versucht er sich als Jongleur mit drei Zigarrenkästchen. Die Direktion stellt ihm jedoch alsbald die Aufgabe mit zehn Kästchen zu manipulieren. Nach einigen „Missgeschicken“ gelingt es ihm, die Reihe quer zu stapeln. Mit entsprechendem Druck und Geschwindigkeit baut er die Reihe auf und hält sie zusammen.
Seine Reprise mit dem „weißen Hai“ beginnt originell. Im Matrosen-Outfit „rudert“ David mit seinem „Boot“ in die Manege. Durch ein Leck gelangt der Hai ins Schiff und der Kampf mit dem bekannten Ausgang nimmt seinen Lauf. Als „Exhibitionist“ verkündet er die Pause.
Beauftragt, aufs Mikrofon auf zu passen, nutzt er die Gelegenheit sich als Gesangsstar zu versuchen. In bekannter Weise mündet diese Aktion in ein Duett, mit Wischmopp auf dem Kopf, mit sich selbst. In der letzten Reprise wird er von einem Boxhandschuh, der in einer Spieldose lauert, überrascht. Die Szenen sind sympathisch gestaltet, leider geraten sie durchweg zu lang.

Nachdem Direktor Meise seine beiden Elefanten Anfang diesen Jahres an den Osnabrücker Zoo abgegeben hat, ist er in der Manege nur noch als Sprechstallmeister präsent. Mit sonorer Stimme moderiert er die Show und agiert als Gegenpart des Clowns.

Sandra Stipkova, zuvor sahen wir sie einige Jahre bei Universal Renz, präsentiert ihre Jonglage mit gewohnter Präzision. Nach den Routinen mit Keulen stellt sie ihr Können mit Fußbällen vor. Den Abschluss der Nummer bildet die Jonglage von fünf Fackeln.
Kraftjongleur Valerie Guriev, einer der Höhepunkte des Programms, eröffnet spektakulär den zweiten Teil. In blonder Perücke und in ein langes schwarzes mysteriös anmutendes Gewand gekleidet, wird er zunächst als Sagengestalt „Siegfried“ angekündigt und jongliert mit bis zu drei Eisenkugeln. Ein Herr aus dem Publikum soll ein Gewicht auf seine Schulter wuchten, was erwartungsgemäß misslingt. Nachdem der Meister die Perücke abgelegt hat, demonstriert er die Übung mit zwei  Gewichten. Auf einer Stirnperche balanciert er eine rotierende, zweiundachtzig Kilogramm wiegende, Hantel, die hernach aufgefangen wird. Eine etwas kleinere Hantel wird spielerisch leicht wirkend in Art eines Twirling gehandhabt. Abschließend fängt Guriev, der diese Arbeit seit Jahrzehnten äußerst souverän beherrscht, hochgeworfene Eisenkugeln mit seinem ungeschützten Nacken auf.                                           
Mit ihren Auftritten setzt die Donnert Family in beiden Programmteilen die finalen Akzente. Zuerst präsentieren Richard Donnert und seine Partnerin Emilia ihr bekanntes Pas-de-Deux, dass von der jungen Frau als Tänzerin im spanischen Stil eingeleitet wird. Fehlerlos werden die klassischen Posen des Genres dargeboten.
Völlig zu Recht beschließt die rasante Stehendreiterei die Nummernfolge. Salti neben dem Pferd, auf dem Rücken des Pferdes und von Pferd zu Pferd werden absolut sicher und erstklassig in der Ausführung geboten. Zwei-Mann-Hoch und etliche weitere Tricks komplettieren die Nummer. Der abschließende Sprung aller Truppenmitglieder auf den Pferderücken zum Ritt zu fünft begeistert die Zuschauer immer wieder aufs Neue.
Genauso schnörkellos wie das Programm abläuft, ist auch das Finale gestaltet. Die Mitwirkenden stellen sich auf, werden namentlich vorgestellt und winkend verlässt das Ensemble die Manege. Nach rund zwei Stunden, mitsamt der Pause, endet ein abwechslungsreiches Programm und entlässt seine Zuschauer in den frühen, lauen Sommerabend. 
optimiert