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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS CROCOFANT
Lörrach, 01. August 2009

www.circuscrocofant.de
Im Jahr 2000 ging Francois Meise erstmals mit seinem Circus auf Tournee. Gereist wird in Baden-Würtemberg und Bayern. Seit dieser Saison ist ein neues feines größeres Chapiteau im Einsatz. Der rote Viermaster, im Inneren blau, mit den cremefarbenen Applikationen kommt von Scola Teloni und trägt eine hohe Pagodenkuppel. Der Fuhrpark besteht zum größten Teil noch aus 'richtigen' Circuswagen, zeigt sich in auffallender Weise gepflegt. Alle Fahrzeuge sind sauber einheitlich lackiert und beschriftet. Überhaupt, das gesamte Material und Erscheinungsbild des Circus ist sehr sauber und gepflegt, zeigt mit welch großem Einsatz die Direktion ihr Unternehmen betreibt.
Der Artisteneingang aus dunkelrotem Tuch, hübsch dekorierte Logen und ein rotes siebenreihiges Gradin sind die Einrichtung im Chapiteau. Ein moderne, mit Scannern bestückte anlage setzt das Geschehen ins rechte Licht. Es war ein extrem heißen Sommertag und nur wenige Zuschauer hatten den Weg zum Circus gefunden. Im Chapiteau herrschten Sauna-Temperaturen. Man ließ das Gebläse der Zeltheizunglaufen und dessen Luftstrom gab das Gefühl geringer Kühlung.

Mit einer kleinen Geschichte startet Clown David die Vorstellung. Während er den Zentralkäfig 'säubert' lebt er seinen Traum Dompteur zu sein. Nachdem Direktor Meise diesem Treiben Einhalt gebot, präsentiert Christian Waliser seine sechs Tiger. Die Tiere, sie gehörten einmal Catherina Gasser, beherrschen eine umfangreiche Trickfolge.
Anschließend, natürlich entsprechend verkauft, preschen die beiden ca. ein Jahr alten Jungtiger von Christian Waliser in die Manege. Verspielt zeigen sie bereits eine breite Palette an Tricks und so ist denn diese 'Dressurschule' schon beinahe eine zweite Raubtiernummer in diesem Programm.
Zunächst versucht sich Clown David als Jongleur. Mit drei Zigarrenkistchen beweist er seine Fingerfertigkeit, dann stapelt er – quer. Mit entsprechendem Druck und Geschwindigkeit baut er die Reihe auf und hält sie zusammen. Zudem spielt er mit seiner Partnerin Nikita das Spaghetti-Entree. Die gängigen Gags werden sympathisch und flott aneinandergereiht.
An Nikita ist es, für die Highlights in der Kuppel zu sorgen. Zweimal, an Ring und Strapatentüchern, ist sie an diesem Arbeitsplatz zu sehen. Kraftvoll und elegant wie ein großer Querschnitt an Tricks und Posen dieser Genres präsentiert.

Aus Frankreich kommt Jeanne Durand-Raucher mit einer interessant und individuell gestalteten Handstandequilibristik. Gegenüber ihrem Auftritt im vergangenen Jahr beim 'European Youth Circus Festival' in Wiesbaden ist die Nummer von übermässiger Inszenierung befreit und konzentriert sich auf artistische Inhalte. Die Requisiten sind als Tisch und Stuhl gestaltet, wobei die „Rückenlehne“ des Stuhls aus den benötigten Stäben mit Klötzchen besteht, die je nach Bedarf an die verschiedenen Stellen umgesteckt werden können. Sehr flüssig werden die Tricks tänzerisch miteinander verbunden.
Drei Auftritte steuert Familie Janiczek, lange Jahre waren sie im Circus Herkules engagiert, zum Programm bei. Die Hula Hoops lässt Miss Klara geschickt kreisen. Sohn Rudi zeigt sich als sicherer Tempojongleur. Bis zu fünf Fussbälle, bzw. sieben Keulen versteht er variantenreich und gekonnt zu jonglieren. Sein gesamter Auftritt zeichnet sich durch großes Tempo aus. Abschließend werden drei Keulen im Stile Mario Berouseks gedreht. Gemeinsam ist die Familie als Trio Venus mit ihrem Perchakt zu sehen. Spektakuläre Tricks werden präsentiert und der Rückwärtssalto auf einer kleinen Plattform an der Spitze einer Perchstange krönt die Darbietung.

Höhepunkt dieses unterhaltsamen und geschickt zusammen gestellten Circusprogramms ist die Präsentation der beiden großen afrikanischen Elefanten durch Francois Meise. Ruhig und souverän agiert der Vorführer, der lediglich eine kleine Gerte als Hilfsmittel nutzt. Ruhig und willig folgen die beiden Dickhäuter den Anweisungen. Sie beherrschen eine Vielzahl an Tricks, sowohl Laufarbeit als auch akrobatischer Art.

Das kurze Finale, an dem auch die beiden Elefanten teilnehmen, offenbart, dass auch eine kleine Artistengruppe ein unterhaltsames und gutes Circusprogramm gestalten kann, wenn mit Können und Freude an der Arbeit zu Werke gegangen wird. Mit begeistertem Applaus bedanken sich die Zuschauer für zwei Stunden guter echter Circusunterhaltung.