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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Christiane BOUGLIONE
Paris, 12. Dezember 2009

http://lecirquedenoel-paris.com/
Zahlreich sind die Weihnachtscircusse in Paris und einen davon veranstaltet Christiane Bouglione. Schlicht „Cirque de Noel“ lautet die Firmierung des im 'Bois de Boulogne' beheimateten Geschäftes. Ein kleinerer roter, nicht mehr ganz neuer Viermaster, Vorzelt, zwei Festzelte für die Galadiners, ein wenig Frontzaun, dazu die Fahrzeuge der Artisten. Im äußeren Erscheinungsbild kommt dieser Circus ein wenig unscheinbar daher. Um so mehr Atmosphäre strahlt das Innere aus.
Das einfache siebenreihige Gradin ist steil, ermöglicht eine gute Sicht auf die Manege. Hier stützen noch Sturmstangen - Lichtgirlanden hängen dekorativ dazwischen - die Plane, die Logen chic gestaltet  – genau wie der Artisteneingang. Die Zelte sind komplett mit einem Holzboden ausgelegt, der in der Manege mit einem Kokosteppich bedeckt ist. Opulent die exzellente Lichtanlage, die äußerst virtuos eingesetzt, dass Programm ungeheuer aufwertet. Die Vorstellungen auch dieses Circus werden komplett an Firmen, Behörden und Organisationen als 'Weihnachtsfeier' für Mitarbeiter und deren Familie verkauft, so dass es eine 'normale' Kassenöffnung nicht gibt.

Nachdem die 'Geburtstags Kinder' dieses Nachmittags geehrt wurden und alle gemeinsam 'Papa Noel' gebührend begrüßt hatten konnte das Programm mit dem hier üblichen Brimborium seinen Anfang nehmen. Lightshow, Papa Noel, Vorstellung des Monsieur Loyal durch den „Direktor“ - als solcher tritt der Partner von Christiane Bouglione in großer Gala in Erscheinung. Nun heißt jener das Publikum ein weiteres Mal willkommen, wirbt wie stets für einen Besuch im Cirque d' Hiver und schon kann Roger Mettin die ersten Tricks präsentieren. 'Jongleur zu Pferd' ist eine heute fast vergessene Disziplin, so ist denn seine Arbeit, in die auch verschiedene Tricks mit  Hunden integriert sind, eine kleine Sensation für viele auf den Rängen. Dies wohl um so mehr, als die Nummer, liebevoll folkloristisch durchgestylt, in der kleinen Manege sehr nah am Publikum gearbeitet wird.
Die beiden weiteren Tiernummern dieses Programms kommen aus dem gleichen Haus. Rosi Hochegger präsentiert im Westernlook ihr Bettpferd 'Scout'. Später folgt 'Hidalgo', gleichermaßen ein Tigerschecke. Angekündigt als „Hohe Schule ohne zu reiten“ wird eine Melange aus Einzelfreiheit und Schulschritten geboten. Spanischer Tritt, Traversalen und Piaffen geht Hidalgo ohne direkte Einwirkung der Vorführerin und der keinesfalls ideale Untergrund scheint nicht wirklich zu beeinträchtigen. Natürlich darf ein Steiger zum Abschluss nicht fehlen.


Als omipräsent erweist „der große Bellini“. In feiner Aufmachung verkörpert er den klassischen Magier alter Prägung in Frack und Pelerine. Er 'erkämpft' sich seine Auftritte gegen den Willen des distinguierten Monsieur Loyal wobei er als Pointe den Trick  natürlich regelmäßig verpatzt. Seine Darstellung des 'komischen Zauberers' ist elegant und wird erstklassig gebracht. In diesem Programm werden zusätzlich 'normale' Reprisen, wohl in erster Linie für die kleinen Zuschauer, von Gregory Bellini geboten. Zum einen sind dies die 'vier Stühle', die in ganz großer Aufmachung verkauft werden. Dann kommen sechs Kinder zum gemeinsamen Glockenspiel in die Manege. In der besuchten Vorstellung erweisen sich zwei etwa vierjährige Kinder als echte Prüfsteine. Nachdem sie freudig die Manege gestürmt hatten und ihre Glocke in der Hand hielten, weigerten sie sich standhaft auch nur die geringste weitere Aktion mitzumachen. Sie stellten Bellinis Improvisationsgabe auf eine harte Probe.

Odette Bouglione und Emily lassen gemeinsam die Hula Hoop Ringe kreisen. In knappen Weihnachtsmann-Kostümen bieten sie einen durchaus erfreulichen Anblick, andererseits bleibt ihre Darbietung im Rahmen des genreüblich Gebotenen.
Eine modern choreographierte Handstandkür zelebriert Anastasia Voladas. Die junge Frau verpackt ihre Tricks in einige Tanzszenen, zeigt ein umfangreiches Repertoire sauber und kraftvoll ausgeführter Handstände.
Gemeinsam mit dem Bruder bildet sie das beim Circusfestival von Latina mit Bronze ausgezeichnete „Duo Voladas“. Die Kür am Reck wurde modern choreographiert in eine Beziehungsgeschichte verpackt. Anastasia tanzt um das Requisit, während Pavel schwungvoll turnt.
Das Duo Madrugada präsentiert eindrucksvolle Flüge an den Strapatentüchern. Als Solist war der männliche Part, Roland Bontaz hier vor einigen Jahren schon einmal zu sehen. Nun fliegt der charismatische Luftartist zusammen mit einer Partnerin  elegant und raumfüllend durch die Kuppel. Im Duo sind nun auch diverse Haltetricks möglich, bei denen auch die Partnerin als Porteur agiert.

Das Finale ist stil- und stimmungsvoll gestaltet, ohne sich in endloser Länge zu verlieren. Die Galagäste zeigen sich zufrieden und geizen nicht mit Ovationen. So endet nach rund zwei Stunden ein abwechslungsreiches interessant zusammen gestelltes Programm, dass durch den edlen intimen Rahmen in dem es stattfindet einen besonderen Touch bekommt.