Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS CHARLES KNIE
Koblenz, den 05. April 2013


www.zirkus-charles-knie.de
Zum ersten Mal seit seiner Gründung 1995 besuchte der Zirkus Charles Knie, mittlerweile einer der größten seiner Zunft, die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel.
In bestechender Optik präsentiert sich der Circus seinen zahlreichen Besuchern. Hinter dem dekorativen Frontzaun mit seinen zahllosen Lichtern ist der, mit Saisonbeginn neu angeschaffte, Kassenauflieger und das Büro platziert. Ihre mächtigen funkelnden und blinkenden Leuchtschriften korrespondieren mit den blinkenden Namenszügen „Supercircus“dem Namenszug "Charles Knie" auf dem First des Chapiteau. Die großen roten „Lollipops“ auf den Mastspitzen und die vielen Lichterketten komplettieren diese Light-Show. Das Unternehmen präsentiert sich im Außenbereich im gewohnt gepflegten Anblick. Die zahlreichen Zugmaschinen sind in einer langen Reihe aufgefahren, die Auflieger, alle mit dem Logo des Circus versehen, exakt ausgerichtet. Die Pferde- und Exotenställe hinter dem Chapiteau sind um großzügige Außenpaddocks ergänzt. Die beiden Seelöwen des Circus genießen den großen Außenpool. Den Errani-Elefanten wurde vor ihrem Stall ein großer Auslauf abgesteckt.
Das Vorzelt-Innere zeigt ein edles Ambiente. In edlem, dunkelrot marmoriertem Lack mit goldenen Applikationen sind die beiden Verkaufswagen, vier weitere Stände sowie das gemütliche Circus-Café gehalten. Die Seitenwände sind komplett mit großen Spannbändern, die abwechselnd Artistenportraits und einen roten Vorhang zeigen, abgehängt.
Im Innern des Chapiteau herrschen Rottöne vor. Einzelklappsitz-Gradin, Logen mitsamt der Polsterstühle, Piste und der große Artisteneingang – alles ist in dieser Farbe gehalten.
Für das exzellente Lichtdesign ist wiederum Enrico Dennis Zoppe-Stolfa verantwortlich. Das groß aufspielende Orchester steht auch in diesem Jahr unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk und begleitet mit seinen perfekt abgestimmten Arrangements das Programm in hervorragender Weise.

Die beiden Clowns André Broger und, der in dieser Saison neu engagierte portugisische Komiker, César Diaz eröffnen gemeinsam die Show. Mit einer überdimensionalen „Fernbedienung“ wird die Funktion der Scheinwerfer getestet. Dann steuern sie auf gleiche Weise den Applaus des Publikums und lassen die fünf Tänzerinnen des Circus-Balletts erstmals in Erscheinung treten und Sprechstallmeister André Riedesel begrüßt routiniert die Besucher.
Die Geschwister Emanuel und Vanessa Medini sorgen mit ihrer rasanten Rollschuh-Artistik gleich zu Beginn für ein begeistert mitgehendes Publikum. In hohem Tempo werden alle gängigen Tricks des Genres souverän geboten. Der nach wenigen, langsam gefahrenen Runden höchst unsicher auf seinen Beinen stehende „freiwillige Mitspieler“ macht höchst anschaulich klar, welchen Belastungen die Artisten ausgesetzt sind.
Einen breiten Raum nimmt die Clownerie im diesjährigen Programm des Zirkus Charles Knie ein. André ficht zunächst seinen Kampf mit einer imaginären Fliege, die diesen trotz eines schweren Steines auf ihrem „Grab“ gewinnt, aus. Im zweiten Teil folgt das gemeinsame Bad mit dem „weißen Hai“ in einem Badebottich. Ein Junge aus dem Zuschauerraum unterstützt ihn bei seinem Bemühen, in der Manege einen Drachen steigen zu lassen. Natürlich nimmt die Aktion eine unerwartete Wendung und die Hilfe erweist sich als kontraproduktiv.
César Diaz untermalt seine Auftritte oftmals mit gekonntem Beat-Boxing. So z. B. in der Western-Reprise, die gemeinsam mit einem Zuschauer gespielt wird. Nachdem beide mit imaginären Revolvern jongliert haben, kommt es zum Duell. Beide sind Meisterschützen und gewandt darin, blitzschnell den Colt zu ziehen und so verwundert es nicht, dass beide zugleich getroffen zu Boden sinken. In einem weiteren Auftritt kommt es zu Verstrickungen mit Mikrophon und Mundharmonika. Schlussendlich behält der Komiker die Oberhand und erfreut mit seinem harmonischen Spiel auf der „singenden Säge“.
Als Finalnummer tritt César Diaz als Sänger mit „My Way“ vor sein Publikum, der - allen Widrigkeiten zum Trotz, es ergeben sich die aberwitzigsten Verstrickungen und Widerspenstigkeiten von Mikrophon, Kabel, Kleidung und Barhocker – seinen Auftritt durchzieht und entsprechend am Ende vom begeisterten Publikum gefeiert wird.
Außer im Opening haben die beiden Komiker einen weiteren gemeinsamen Auftritt. Häufig die Positionen auf den Treppenaufgängen wechselnd, spielen sie auf Fingerpfeifen und fesseln so die Aufmerksamkeit des Publikums während das Sicherheitsnetz des Flugtrapezes montiert wird.

Tierlehrer Marek Jan Jama erleben wir insgesamt vier mal mit seinen Dressurdarbietungen im Verlauf des Abends. Zunächst präsentiert er unter einem großen dekorativen rot-blauen Baldachin den artenreichen Exotenzug des Circus. Zweiundzwanzig Tiere acht verschiedener Arten folgen seiner gekonnten Peitschenführung und bieten in den verschiedenen Abläufen abwechslungsreiche Bilder mit hohem Schauwert.
Die Pferdefreiheit wird vom Ballett und Marek Jan Jama mit einem schwungvollen Walzer stilsicher eingeleitet und beginnt mit dem flechten dreier Friesen. Zum Secher-Zug ergänzt, folgen routiniert vorgetragene Lauffiguren. Sechs dekorative Fallabella-Ponys – dunkelbraun mit cremeweißer Mähne und Schweif – absolvieren gleich im Anschluß ihr Repertoire. Ein Reihe unterschiedlicher erstklassig ausgeführter Da Capo Steiger beschließt diese Darbietung. Zu Beginn des zweiten Teils reitet Marek Jan Jama eine temperamentvolle Hohe Schule zu Cancan-Melodien. Das Ballett umrahmt die Aktionen des Reiters mit gekonntem Tanz und die Kostüme in den französischen Nationalfarben tragen mit dazu bei, die Aera der „Belle Epoque“ aufleben zu lassen.
Schließlich folgt die Vorführung der beiden Seelöwen des Zirkus Charles Knie. Verspielt und talentiert präsentieren sich die Raubtiere der Meere als Jongleure und „Schauspieler“. Souverän beherrschen sie die umfangreiche Trickfolge, die von ihrem Dompteur in charmanter Weise abgerufen wird.

Ives und Ambra Nicols gehören mit ihren beiden Darbietung weiterhin zum Ensemble des Zirkus Charles Knie. Zunächst arbeiten sie ihre „Love-Story“ an den Tuchstrapaten, die zu Beginn von Ives gekonntem Live-Gesang getragen wird. Begeistert folgt das Publikum den Aktionen hoch unter der Kuppel und feiert das Paar mit frenetischem Applaus, nachdem Ambra in einem furiosen Wirbel aus der Kuppel herunter sicher in den Armen ihres Partners gelandet ist.
Im zweiten Teil folgt die aparte Jonglage-Nummer der beiden. Ambra gibt die kokette, kesse Assistentin derweil Ives sein umfangreiches Können mit Bällen, Bumerangs, Keulen, und Sombreros zeigt.
Auch Ventriloge Kenneth Huesca ist noch immer in der Charles Knie Manege zu erleben. Er hat in seinen Auftritt, der ansonsten unverändert abläuft, eine weitere Puppe integriert.
Das Flugtrapez der Flying Costa wird in dieser Saison als Pausennummer präsentiert. Obwohl verletzungsbedingt mit kleinerer Besetzung arbeitend, überzeugt die Truppe mit einer Vielzahl sehr elegant ausgeführter, verschiedener Sprünge. Ein perfekt im ersten Versuch gelungener dreifacher Salto bildet den Höhepunkt der Evolutionen.
Paolo Kaiser brilliert auf der Rola-Rola mit seinen hochkarätigen Tricks. Salto auf der Rola, der Sprung mit dem Rolabrett auf eine andere Rolle auf einem niedrigeren Piedestal und der finale Rückwärtssalto von einer zu anderen Rola sind die herausragenden Tricks seiner starken Kür.

Spiderwoman Priscilla Errani durchdringt ihr stählernes „Netz“ und begeistert mit ihrer attraktiv gestalteten Hula Hoop Darbietung, die durch die aktive Teilnahme ihres Partners Marco Moressi zusätzlichen Drive erhält.Temperamentvoll präsentiert sie ihre attraktiven Tricks und bietet eine rundum gelungene Nummer die restlos überzeugt.
Höhepunkt des Programms ist weiterhin die ausgezeichnete Elefanten-Dressur, die von Elvis Errani gekonnt präsentiert wird. Das Ballett stimmt in exotischen Kostümen, wobei jede Tänzerin einen individuellen und höchst aufwändig gestalteten Kopfputz trägt, auf die Darbietung ein. Der junge Vorführer dirigiert seine drei Dickhäuter nur mit Hilfe seiner Stimme. Effektvolle Tricks reihen sich temporeich aneinander. Besondere Publikumswirksamkeit beinhaltet immer wieder der Schlusstrick, den Elvis Errani vom Gradin aus ausführen lässt. Vollkommen selbständig agiert Elefant Baby, überschreitet die Damen Errani und verharrt dekorativ auf zwei Beinen balancierend über den Figurantinnen.
Das umfangreiche, unverändert glamourös revuehaft gestaltet, Finale schließt sich unmittelbar an César Diaz letzte Reprise an. Das Ballett, mit üppigem Federschmuck dekoriert umrahmt die mitwirkenden Artisten und Ives Nicols untermalt die Szene mit seinem Gesang. Manegensprecher André Riedesel, wie immer ein souveräner unaufdringlicher Moderator der Show, stellt die Mitwirkenden vor. Die Choreographie nimmt ihren weiteren Verlauf und das Publikum im restlos besetzten Gradin zeigt sich begeistert ob des Gebotenen und bedankt sich mit langanhaltendem Beifall. Mit dem gelungenen Mix aus eleganten Show-Elementen, stimmigen Tierdressuren, hochkarätiger Artistik und erstklassiger Clownerie versteht es die Direktion des Zirkus Charles Knie offensichtlich, die Erwartungen des Publikums an ein komplettes, modern präsentiertes klassisches Circusprogramm in idealer Weise zu erfüllen.

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