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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CASSELLI
Waldesch, 12. Juli 2013

Der Circus Casselli von Giovanni Kaselowski gastierte für ein Wochenende in Waldesch, einer etwa zehn Kilometer südlich von Koblenz gelegenen Gemeinde am Rande des Hunsrücks.
Auf einer schmalen Wiese am Ortsrand, direkt an einer der Ausfallstraßen, war der Circus aufgebaut. Die leuchtend gelb gestrichenen Wagen tragen in blauer Schrift den Circusnamen und kontrastieren lebhaft mit dem grün der umgebenden Landschaft. Das Vier-Masten Chapiteau ist gleichfalls in blau und gelb gehalten und füllt den Platz in der Breite vollständig aus. Lustig flattern die Wimpeln mit denen die Abseglungen geschmückt sind  im Wind. Der Fassadenwagen ist großformatig mit Clowns, Elefanten, Kamelen und Steigerpferden bemalt. In seinem Durchgangsbereich hat die Kasse Raum. Im vorderen Bereich des Platzes sind die Wohn- und Transportwagen abgestellt und hinter dem Zelt fanden Stall und großzügige Koppeln für die Pferde, Kamel, Lamas und Ziegen Platz.
Der Verkaufswagen der Circusrestauration steht mit im Chapiteau, neben dem vierreihigen Bankgradin. Zwei Reihen Logenstühle, in rot-weißen Boxen und eine weitere Stuhlreihe Komplettieren die Sitzeinrichtung.

Sprechstallmeisterin Natascha Spindler begrüßt das zahlreich erschienene Publikum und führt in angenehmer Weise durch das Programm.
Mit einer Manege füllenden Dressurnummer beginnt die Spielfolge. Direktor Giovanni Casselli präsentiert einen veritablen Vierer-Zug Friesen. Mit prächtigem weißem Zaumzeug versehen, laufen die Hengste eine beachtliche Zahl verschiedener Figuren, die souverän dargeboten werden.
Wenig später folgen sechs muntere Ponys seiner gekonnten Peitschenführung. Rasant, zum Teil im gestreckten Galopp läuft die Nummer ab, die mit Barrieresprüngen ihren Abschluss findet. Gleich darauf zeigen drei Lamas ihr Können. Auch diese Dressurfolge läuft in souveräner Manier ab und wartet mit zahlreichen verschiedenen Figuren auf. Selbstverständlich stellen auch die Neuweltkamele ihr enormes Sprungvermögen unter Beweis.
Den Reigen seiner Dressurvorführungen komplettiert Giovanni Casselli im zweiten Programmteil mit einem schwungvoll ablaufenden Groß-und-Klein. Ein Friese und ein Tigerscheck-Pony interagieren zur Freude der Besucher in harmonischer Weise. Geschickt wird mit dem Größenunterschied der beiden vierbeinigen Manegenpartner gespielt. Zum Abschluss der Darbietung überspringt zunächst das Pony den abliegenden Friesen, dann setzt der große Hengst schwungvoll über das in seinem Laufweg stehende Minipferd hinweg.

Im artistischen Teil des Programms sehen wir zuerst Natascha Spindler am Ringtrapez. Im mystischen blauen Licht schwebt die versierte Artistin aus dem Bühnennebel in der Manege an ihrem Requisit in die Kuppel. Gekonnt und kraftvoll folgen die Tricks in großer Anzahl rasch auf einander.
André Kaselowski treibt als August „Zippogalli“ seine Späße mit dem Publikum. Dabei wird er von seinem vierjährigen Neffen Kiano, alias Charly, „unterstützt“. Zunächst sehen wir das hinlänglich bekannte, und inzwischen wohl unvermeidliche Spiel mit dem Popkorn. „Fotograf Zippogalli“ möchte mit seiner neuen Kamera gerne ein ganz tolles Fotos machen. Schnell ist ein Paar aus dem Publikum rekrutiert. Akribisch arrangiert der Fotografen sein Motiv und dem Druck auf den Auslöser folgt eine Überraschung. In der dritten Szene wird der Direktor zum Opfer der beiden Spaßmacher. Auf wundersame Weise ist der vom Chef eigenhändig abgekehrte Manegenteppich immer wieder aufs Neue mit Sägespänen bedeckt – jedenfalls so lange, bis er sich unverhofft umdreht.

Als höchst vielseitige und charmante Artistin erleben wir „Miss Angela“; sie ist die Ehefrau von Giovanni Kaselowski. Am Trapez bietet sie eine vielseitige und umfangreiche Trickfolge. In erstklassiger Ausführung erfolgen die Aktionen und sehr kraftvoll werden die Positionen gehalten.
Wenig später präsentiert Miss Angela zwei Ziegen und einen Hund in einer abwechslungsreichen und schwungvollen Dressur. Die Ziegen balancieren über einen Balken und beweisen ihre Geschicklichkeit beim Flaschenlauf, während der Hund in erster Linie Sprünge ausführt. Temperamentvoll und voller Lust am spielen setzt er über Hürden, springt durch Reifen und den Armbogen seiner Vorführerin.
Den zweiten Programmteil startet die Artistin mit einer schwungvollen Kür auf dem gespannten Silberdraht. Sicher und gekonnt wechseln Tanzschritte und unterschiedlichste Balancen mit einander ab.
In einer weiteren Luftnummer brilliert Miss Angela an den Strapatentüchern. Im Schwarzlicht, in einem phosphoreszierenden Kostüm, werden temporeich zahlreiche weite Flüge in der Kuppel absolviert. Rasante Abfaller geben dem Auftritt zusätzlichen Drive und lassen die Besucher den Atem anhalten.

Der Nachwuchs des Circus Casselli präsentiert ebenfalls voller Stolz sein Können dem staunenden Publikum. Die kleine, gerade acht Monate alte, Shania  erlebt die Welt von ganz hoch oben, wenn sie kurz und noch ein wenig unsicher auf den Händen ihres Onkels Giovanni stehend, emporgehalten wird. Dessen Söhne Kiano und Santino zeigen Handstände und Absteher auf den Armen ihres Vaters.
Akrobatisches Können demonstriert Giovanni Casselli mit seiner Flaschenstuhl-Darbietung. Flink türmt er die Stuhlpyramide auf dem Piedestal auf und drückt kraftvoll einen Handstand auf der Spitze. Sich langsam wieder nach unten arbeitend, wird auf jeder Stufe ein Handstand auf den in unterschiedlicher Art formierten Stühlen geboten.
Mit der spektakulären Feuer-Show der „Los Vulcanos“erreicht die Nummernfolge ihren Höhepunkt. Giovanni und Anré Casselli zeigen parallel arbeitend ihr Können als Feuerschlucker. Mit hell lodernden Fackeln fahren sie über die Haut an Armen und Oberkörper, verlöschen die Flammen im Mund. Das Feuer wird lange im Mund gehalten und an dieser Flamme die Fackeln aufs Neue entzündet. Zum Abschluss der Darbietung lassen die Brüder meterhohe Feuersäulen aus ihrem Mund in die Kuppel steigen, „so wie der Drache aus der Sagenwelt“.
Mit einem kurzen Finale klingt das unterhaltsame, gut zweistündige Programm aus. Alle Mitwirkenden haben ihr Bestes gegeben und dem Publikum hat es offensichtlich gut gefallen, es verabschiedet die Artisten mit lebhaftem Applaus.
Der Circus Casselli bietet ehrlichen, gut gemachten Familiencircus mit ansprechenden Leistungen und guter Präsentation.

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