Text und Fotos Friedrich Klawiter

CIRCUS Carl BUSCH
Aschaffenburg, 29. März 2009

www.circus-carl-busch.de
Auf dem weitläufigen Festplatz direkt am Main steht der Circus Carl Busch der Familie von Alfons Wille großzügig arrangiert. Relativ gering, angesichts der Unternehmensgröße ist der Umfang des Fuhrparks und lässt auf eine straffe Organisation schließen. Das Material macht einen ausgezeichnet gepflegten Eindruck. Der Circus zeigt sich 'wie aus dem Lehrbuch' aufgebaut und erweckt einen sehr einladenden Eindruck.

Für diese Saison setzt die Familie Wille-Busch offensichtlich auf Bewährtes. Nach einer Skandinavien-Saison kehrte die Bubi-Ernesto-Familie zu Carl Busch zurück. In bekannter Weise sehen wir Sandy in verschiedenen Reprisen, darunter Seilspringen, Popkorn, zur Pause die vier Stühle und später mit Luftballons, Frohsinn verbreiten. Das Entree der Bubi-Ernesto-Clowns hat einen beachtlichen zeitlichen Umfang. Mit vier Kindern präsentiert der große italienische Clown Musik und reiht mit großem Klamauk eine Reihe Gags aneinander, wobei in der besuchten Vorstellung Tochter Orfelia als Weißclown nur wenig Freude an ihrem Tun erkennen ließ.

Veronica, die Partnerin des ältesten Sohnes produziert sich an Strapatentüchern. Requisit und aufwändiges geschmackvolles Kostüm in rot und weiß, sowie gut abgestimmte Musik heben diese Nummer, die viele der gängigen Tricks enthält, hervor. Unter dem Namen 'The Skating Faltinis' zeigt das Paar eine neu einstudierte Rollschuhnummer. Präsentationstil, Requisit und Kostüme orientieren sich an bekannten anderen Rollschuhnummern, deren Akteure gleichfalls aus Italien kommen. Auch die ansprechende Trickfolge, die jedoch ein klein wenig umfangreicher ausfallen könnte, entspricht bekannten Mustern. Der männliche Part, den wir bisher nur in seiner Rolle als August sahen, lässt noch einige Unsicherheiten auf dem ungewohnten Geläuf erkennen.

Auch im Circus Carl Busch wurde das Live-Orchester weg rationalisiert. Die nun zu Gehör gebrachte Tonkonserve hat im ersten Programmteil wenig Bezug zum Gebotenen in der Manege. Alle Musikstücke werden zu Ende gespielt, die Wechsel während der einzelnen Nummern erfolgen nicht im Einklang mit deren Ablauf.
Das Programm beginnt sehr verhalten mit einem poetisch angehauchten kurzen Charivari, dann folgt eine von Natascha Wille gerittene Hohe Schule. Ihre Schwägerin Jamena begleitet diese im spanischen Stil gestaltete Reitvorführung mit einigen Tanzschritten. Die sehr schönen und aufwändigen Kostüme bleiben leider, wie weitere weite Passagen des Programms sehr im Dunkeln. Die Ausleuchtung der Manege ist nicht die Beste, das Licht ist auf einen engen Radius in deren Mitte beschränkt und auch der Verfolger kann die Akteure nur unzureichend in Szene setzen.
Beide junge Frauen sind in weiteren Auftritten zu sehen. Am Ringtrapez zeigt Jamena, sie ist eine Tochter von Nino Sperlich, ihr Können. Natascha Wille präsentiert im ersten Programmteil drei Pferdefreiheiten en Bloc. Zuerst arbeiten sechs Friesen ihre Lauffiguren. Ihnen folgt ein Groß-und-Klein eines Friesen mit einem optisch perfekt passenden Pony. Abschließend sind sechs Miniponys in der Manege unterwegs. Im zweiten Programmteil zeigt Natascha ihre bekannten Antipodenspiele. Neue Requisiten und neues Styling fallen ins Auge.
Auch in diesem Jahr ist Carmen Zander mit ihren Tigern im Circus Carl Busch zu sehen. Die junge Dompteuse und ihre Schützlinge haben eine sehr positive Entwicklung vollzogen. Sicher, routiniert und flott wird ein reichhaltiges Trickrepertoire absolviert. Der inzwischen weitgehende Verzicht auf Schmuse- und Kussszenen tut der Nummer gut, lässt  die Vorführung kompakter wirken und die Tiere mehr in ihren natürlichen geschmeidigen Bewegungsabläufen.
Die beiden Elefanten der Familie Wille, eine Inderin und eine Afrikanerin, stellt Manuel Wille  auf spielerische Art und Weise mit einem Augenzwinkern vor.
Die artistisch-akrobatisch stärkste Darbietung im diesjährigen Programm wurde erstaunlicherweise ziemlich zu Beginn der Vorstellung platziert. Als „Schlangenfrau der Extraklasse“ announciert, brilliert Jezabehl als erstklassige Klischniggerin. Zum Abschluss ihrer Evolutionen faltet die relativ große Frau ihren Körper in einen Plexiglaswürfel von fünfzig Zentimetern Kantenlänge. Zusammen mit zwei Herren bildet sie das Trio Salvi. Argentinische Bola-Folklore ist ihr Metier. Eine den üblichen Regeln des Genres folgende Präsentation gewinnt ihren besonderen Moment durch die Mitwirkung einer Zuschauerin. Mit den dicht über ihrem Kopf geschwungenen Bolas werden ihre längeren Haare zerzaust.
Das nach gängigem Muster gestaltete Finale offenbart, dass es von einer kleinen Artistenequipe gestaltet wurde. Das zahlreiche Publikum zeigt sich durchaus zufrieden und in der Tat handelt es sich um ein ordentliches Programm eines mittelgroßen Circus. Carl Busch hat, wie stets in der Vergangenheit, alle drei klassischen Großtierdressuren im Programm, bietet interessante artistische Darbietungen und klassische Clownerie. Der etwas verwöhnte Circusbesucher wünschte sich vielleicht eine etwas 'größere' Luftnummer, die die weite Kuppel ein wenig mehr füllt. 
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