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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS CARL BUSCH
Kaiserslautern, 09. September 2016

www.circus-carl-busch.de
Mit seiner neuen durchgestylten Show "Erde" startete der Circus Carl Busch der Familie Wille in seine Tournee 2016. Nachdem man sich in diesem Jahr zunächst auf andere Projekte, wie z.B.. den hauseigenen Freizeitpark „Chiccoland“ konzentriert hatte, setzt die Familie nun wieder ihre ganze Kraft und ihr ganzes Können für den Circus ein.
Das hochklassig besetzte Programm setzt voll und ganz auf den klassischen Dreiklang von Tieren, Clowns und Akrobaten. Die modern und zeitgemäß inszenierte Show fand beim zahlreich erschienenen Premieren-Publikum großen Anklang und dieses verabschiedete die Artisten beim Finale mit Standing Ovations.

Auf dem Festplatz in Kaiserslautern war der beeindruckende große Circus wie immer in Perfektion aufgebaut. Die eleganten blau-weißen Zeltanlagen, die erstmals beim letztjährigen Weihnachtscircus in Frankfurt eingesetzt wurden, entfalteten ihren hellen Glanz in der Sonne.
Die Dachplanen des Chapiteau und des zweimastigen Vorzeltes zeigen ein Dekor in waagrechten breiten Streifen in den Hausfarben. Am Rondell sind die Planen weit nach außen gezogen und enden in elegant geschwungenen Bögen. Die langestreckte Kuppel wird von hohen Gittermastbögen überragt und über Allem strahlt der von tausenden Lämpchen gebildete Namenszug.
Die attraktive Fassade ist bereits zur Saisonpremiere mit den neuen Plakatmotiven gestaltet und dazu passende Fahnen flattern im Wind. Flankiert wird sie zu beiden Seiten von liebevoll restaurierten Oberlichtwagen, die einen  sinnlich romantischen Kontrapunkt zum hervorragenden modernen Material setzen.
Die mächtigen MAN-Zugmaschinen stehen, exakt ausgerichtet, gleichfalls in der Frontlinie und die glänzenden, großflächig mit dem Circusnamen beschrifteten Transportfahrzeuge bilden eine lange Reihe entlang einer Platzseite.
Die äußerst großzügigen Tierstallungen für Pferde, Exoten und Elefanten sind kombiniert mit weitläufigen Außengehegen, die schattenspendende Zeltdächer und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Ein Zweimasten-Zelt spannt sich über Abreite- und Probenmanege. Noch immer Laufe diesen Herbstes werden komplett neue Stallungen beim Unternehmen eintreffen.
Vorzelt und Chapiteau zeigen sich im Innern wie gewohnt im edlen Ambiente. Der große Oberlichtwagen der Circusrestauration und weitere Verkaufsstände empfangen den Besucher und laden zum verweilen ein. Im Spielzelt füllen ein Klappsitzgradin, Leuchtpiste und der hohe, edle, von schwerem Samt geprägte  Artisteneingang mit Orchesterbühne den Raum.

Mit dem neuen Show-Motto „Erde“ möchte man die Vielfältigkeit des Planeten  auf die Manege projezieren und versuchen auch hier ein möglichst breitgefächertes und interessantes, vielfältig gestaltetes Programm den Zuschauern zu präsentieren.
Passend dazu hat man aufwändig gestaltete, und sehr ansprechende Plakatmotive geschaffen, in denen sich moderne Grafikelemente und circustypische Elemente wunderbar ergänzen.
Das gut abgestimmtes Lichtdesign und ebensolche musikalische Begleitung - größtenteils live gespielt - setzen die Show gekonnt in Szene.
Jimmy Saylon eröffnet mit seiner, im Steampunk-Look gestalteten Magic Show die Spielfolge. In mystisches Licht getaucht erreicht er auf einem hochrädrigen Vehikel die Manege und lässt seine Assistentinnen zur Verblüffung der Besucher aus dem „Nichts“ erscheinen. Routiniert laufen die verschiedenen Großillusionen ab und nehmen das Publikum mit auf die Reise durch „Erde“.
Komiker Pascal de Boer möchte es dem Magier gleich tun, doch die Verwechslung von „Bandana“ und „Banane“ lässt ihn scheitern. Er ist der „rote Faden“, das Bindeglied in der Show und ist in etlichen Szenen zu erleben. Als Babysitter, mit Popcorn und beim Saxophon spielen ist er zu erleben. Gemeinsam mit einem Zuschauer jongliert er mit imaginären Revolvern bis die Aktion in einen fulminanten Shutout mündet. Schließlich erlebt ein Besucher-Paar eine nicht alltägliche Motorradfahrt.

Der Chefdresseur des Hauses, Manuel Frank präsentiert ein neu einstudiertes klassisches Groß-und-Klein aus dem reichhaltigen Marstall des Circus Carl Busch. In meisterhafter Manier lässt der  Dresseur par excellence die vielseitigen Figuren ablaufen. Als Da Capo stürmen fünf muntere Fallabella-Ponys in den hoch mit Sägemehl gefüllten roten Ring. Sie erobern nicht nur die Herzen der kleinen Besucher im Sturm. Barrieresprüngen beenden den Auftritt der Rasselbande.
Im weiteren Programmverlauf lässt der vielseitige charmante Tierlehrer sechs junge Dromedare ihr erlerntes Können zeigen. Die Tiere erleben an diesem Abend ihr Manegendebut. In flottem Tempo und fehlerfrei absolvieren die Newcomer ihr Repertoire.
Gleich im Anschluss sind die beiden Dickhäuter des Circus zu erleben. Die asiatische Elefantin „Karla“ und ihre afrikanische Stallgenossin zeigen in einem tiergerechten Ablauf einen abwechslungsreichen Mix aus Laufarbeit und akrobatischen Tricks. Souverän und ruhig lässt Manuel Frank die beiden grauen Riesen agieren.
Die elegante Juniorchefin des Hauses, Natascha Wille-Busch präsentiert in dem formidablen Zwölfer-Zug Freiheitspferde ein wahres Schmankerl. Die ersten Touren erfolgen mit sechs weißen Araberhengsten. Mit leichter Hand führt die versierte Vorführerin die Chambriére und die Hengste führen geschmeidig die verschiedenen Lektionen aus. Mit sechs prachtvollen, nachtschwarzen  Friesenhengsten wird der Zwölferzug komplettiert. Abwechslungsreiche Volten, in die das Spiel mit den unterschiedlichen Fellfarben phantasievoll einbezogen wird, erfolgen temporeich und in erstklassiger Ausführung. Hervorragende Da Capo Steiger runden die Darbietung in idealer Weise ab.

Seiltänzer Eric Niemen wurde mit seiner Darbietung aus dem letztjährigen Programm prolongiert. Schwebend leichte Schrittfolgen prägen sein Scheingefecht mit einem Säbel, der nach weitem Schwung stilvoll übersprungen wird. Viele weitere Sprünge - u.a. durch einen selbst gehaltenen Reifen, über eine hohe Hürde inclusive perfekten Scheinsturzes - erfolgen gekonnt. Ein equisit ausgeführter Rückwärtssalto bildet den strukturellen Höhepunkt der Nummer.
Alexandra und Kelly Saabel bieten mit ihrer erotisch kraftvollen Handstandequilibristik den artistischen Höhepunkt vor der Pause. Synchron erfolgen die anspruchsvollen Tricks die auf den Handstäben eleoquent präsentiert werden. Im Schwarzlicht bewegen sich die Artistinnen anmutig in den phantastischen, von Alexandra Saabel kreiierten Kostümen.
Humorvoll geleitet Manuel Frank die Besucher in die Pause.
Der zweite Teil des Programms beginnt mit der temperamentvollen Polarhunde-Show der Familie Saabel. Rasant umrundet ein Schlittengespann, gezogen von je vier Huskies und Samojeden-Spitze, die Manege. Requisiten im Polar-Look und wunderschön designte, mit Pelz besetzte Kostüme der Vorführerinnen sorgen für ein höchst stimmiges Ambiente. Routiniert läuft die Darbietung ab und in voller Power prescht der Hundeschlitten schließlich wieder aus dem Sceinwerferlicht.

Eine im Scheinwerferlicht glitzernde Plexiglaskugel, hoch unter der Kuppel des Zeltpalastes, füllt den Luftraum und bietet Sharon Monni die Bühne für ihre sinnliche Kontorsin hoch über den Köpfen des fasziniert aufschauenden Publikums. Die beiden Schalen der Kugel sind lediglich oben an der Aufhängung mit einander verbunden und öffnen sich durch die Aktionen der Artistin, die somit auch für den nötigen Nervenkitzel bei den Zuschauern sorgt. Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes.
Antipodistin Kimberly Lester zeigt das nächste artistische Highlight der Show. Sie hat ihre Darbietung mit orientalischen Elementen versehen, beginnt mit einer ebensolchen kurzen Tanzsequenz. Fliegende Teppiche passen wunderbar ins Bild und bis zu vier werden versiert manipuliert, bevor die Routinen mit bis zu fünf weißen Fußbällen folgen.

Einen letzten, erlesen inszenierten Auftritt mit Tieren bildet die Hohe Schule, geritten von Natascha Wille-Busch und den Damen Saabel. Auf einem prächtigen Andalusier absolviert die charmante Juniorchefin ein breites Repertoire eindrucksvoll vorgetragener Lektionen. Gekonnt ausgeführte Levaden markieren den Höhepunkt ihres Parts. Die Damen Saabel führen ihre harmonischen Reitfiguren auf Luistanos und Friesen aus. Ein dreiköpfiges Ballett gibt diesem klassischen Circus-Act einen romantischen Drive und vereint das equestriche Können der einzelnen Sequenzen harmonisch zu einem wunderbaren Schaubild, das mit der musikalischen Begleitung und Beleuchtung eine bezaubernde Symbiose eingeht.
Vor dem Finale sind die Curatola Brothers mit ihrer mitreißenden Hand-auf-Hand Darbietung zu erleben. Wie stets werden die Handstände, Voltigen, Saltos und Einarmer in erstklassiger Manier gearbeitet und vom Publikum mit viel Beifall bedacht.
Das fröhlich gestaltete Finale vereint die Mitwirkenden noch einmal in der Manege. Mit langanhaltendem Beifall und Standing Ovations bringen die Besucher ihre Begeisterung ob des Gebotenen zum Ausdruck, ehe die Akteure sich im Konfettiregen und mit Live-Gesang von Pascal de Boer winkend vom frenetisch applaudierenden Publikum verabschieden.
Der Familie Wille-Busch ist es wieder einmal hervorragend gelungen, ein großes mitreißendes, atmosphärisch dichtes Programm zu gestalten. In hervorragender Weise vereint diese hart arbeitende Circusfamilie traditionellen Circus mit  zeitgemäßen Präsentationsstil zu einem unterhaltsamen, kurzweiligen Show-Vergnügen.