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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BUSCH
Minden, 17. Oktober 2015

www.circus-busch.net
„Circus Busch“- unter diesem traditionsreichen Namen betreiben Hardy, Alexander und Martin Scholl seit Juli ihr Circusunternehmen. Die drei Söhne des legendären Circuskönigs Alfred Scholl präsentieren ihren Besuchern traditionellen Circus wie man ihn kaum besser bieten kann.
In Minden gastiert das Unternehmen auf dem bekannten Festplatz „Kanzlers Weide“ direkt am Ufer der Weser.
Die hervorragend gestalteten Fassadenwagen, mit integrierten Kassenschaltern und geschmückt mit LED-Namenszügen - die allen erdenklichen Farben vor sich hin strahlen, bilden das Zentrum der breiten und dekorativen Front des Circus. Der nostalgische Zaun mit seinen Lichterbögen trägt auch zu dem romantischen Circus-Feeling bei.
Das rot-cremeweiß gestreifte Vier-Masten-Chapiteau mit hoch aufragender Kuppel dient als Spielstätte und das farblich abgestimmte Vorzelt weist große „Fensterflächen“ im hohen Giebel auf. Eine Vielzahl Lichterketten und LED-„Palmen“ auf den Masten sorgen im Zusammenspiel mit den Leuchtschriften auf den Frontwagen für ein unverkennbares Design und ein atmosphärisch dichtes Erscheinungsbild des Circus.
Auf der linken Platzseite sind die zahlreichen Materialtransporter abgestellt und auf der gegenüberliegenden Seite finden die Wohnwagen ihren Platz.
Hinter dem Zelt sind die Ställe für die zahlreichen Tiere des Circus aufgebaut. Pferde, Kamele, Lamas und die beiden asiatischen Elefanten sind in großzügigen, hellen und beheizten Zelten untergebracht. Auf den Wiesen die sich an den Festplatz anschließen, sind Koppeln von immensen Ausmaßen abgesteckt, die den Tieren endlose Auslaufmöglichkeiten bieten.
Eine heimelige Atmosphäre empfängt die Besucher im Chapiteau. Zahllose Scheinwerfer rahmen den großen Artisteneingang, aus rotem Samt mit stilvollen goldenen Applikationen, ein. Passend dazu sind die Logen aus den gleichen Materialien gefertigt.
Hinter den Sturmstangen befindet sich ein Gradin mit zwei Reihen Einzelstühlen und vier Bankreihen.
Die Lichtanlage zeigt sich sehr üppig dimensioniert. Annähernd einhundert LED-Scheinwerfer sind an den Masten und drei Quertraversen montiert und mit ihrer Hilfe wird die Show perfekt in Szene gesetzt.

Alexander Scholl intoniert die „Salto Mortale“ Melodie zu Programmbeginn auf der Trompete und sein Bruder Hardy übernimmt die Begrüßung des Publikums.
Sechs feurige Araberhengste bringt Alexander Scholl in den roten Ring. Mit leichter Hand führt er die Chambriere und lässt mit großer Souveränität die verschiedenen Lauffiguren  ausführen. Schwungvoll und erstklassig läuft die Darbietung in erstklassiger Manier ab. Selbstverständlich runden einige gekonnte Da Capo Steiger den Auftritt ab.
Gleich im Anschluss stürmen acht nachtschwarze Shetland-Ponys in die Manege. Die Kleinpferde trippeln ihre erlernten Figuren in flotter Abfolge in den Sand und temperamentvolle Barrieresprünge beschließen die Darbietung.
Im zweiten Teil sehen wir den erfahrenen Tierlehrer mit den Exoten des Hauses. Vier sibirische Steppenkamele, mit dekorativen Schabracken geschmückt, ziehen in aller Gelassenheit ihre Bahnen. Ihnen folgen vier schneeweiße Lamas, die ihr großes Sprungvermögen gekonnt demonstrieren.
Das Circus Busch Ballett hat seinen ersten großen Auftritt und die fünf jungen, grazilen Tänzerinnen leiten elegant zur Jonglage-Darbietung von Alfred über. Dieser zaubert die ersten Muster im abgedunkelten Zelt mit beleuchteten Bällen in die Luft. Die anschließenden Routinen werden mit bis zu sechs Ringen ausgeführt, so dann werden bis zu fünf Keulen sicher und variantenreich jongliert. Der jugendliche Artist versteht nicht nur mit guter Leistung, sondern auch mit einer gehörigen Portion Showmanship zu überzeugen und schließt seine Nummer mit einer spektakulären Fackeljonglage gekonnt ab.
Miss Sharity begeistert mit einer erstklassigen Kautschuk-Darbietung. Scheinbar ohne jede Anstrengung werden die unterschiedlichen Positionen flüssig und leicht eingenommen. Die umfangreiche Abfolge unterschiedlicher Tricks wird erstklassig präsentiert. Schließlich nimmt die junge Frau ihren Hut, der etwa fünfundzwanzig Zentimeter tiefer als die Position ihrer Füße liegt, mit dem Mund auf indem sie ihren Körper weit nach hinten biegt.

Clownesse Pepina bringt ihr Musikabspielgerät in Stellung und tanzt ausgelassen durch die Manege – jedenfalls so lange bis der gestrenge Sprechstallmeister, Hardy Scholl, das ausgelassene Treiben unterbindet. Auch in dieser Manege ist das „musizieren verboten“.

Marylin Zinnecker ist zunächst mit ihrer temperamentvoll präsentierten Antipoden-Darbietung zu sehen. Ein Würfel und verschieden große Rollen werden variantenreich mit den Füßen manipuliert. Besonders publikumswirksam wird ein großes Kreuz, mit riesigen lodernden Fackeln an den Spitzen, für die finalen Routinen eingesetzt.
Im zweiten Programmteil reitet die sympathische Amazone eine mitreißende Hohe Schule zu „Irish Dance“ Melodien, während Miss Kimberley die reiterlichen Aktionen tanzend begleitet. Auf diese Weise erhält die furiose Darbietung zusätzliche Action und bietet einen höheren Schauwert. Als Da Capo führt Kimberley einen mächtigen Friesen am langen Zügel in erstklassig ausgeführten Trabaktionen vor.
Leider muss Martin Scholl derzeit auf Grund eines Bandscheibenvorfalls der Manege fernbleiben,, so dass er seine vorzügliche, auf internationalen Festivals Preis gekrönte, Flaschenstuhl-Nummer nicht zeigen konnte. Bei der Vorführung der Hunderevue wird er von Marylin Zinnecker vertreten. Zusammen mit Sharity präsentiert sie die temperamentvolle Hundemeute. Mit Begeisterung zeigen die Vierbeiner ihr Können, springen durch diverse Ringe und laufen auf zwei Pfoten.

Zwei fulminante Luftdarbietungen sorgen für Staunen und feuchte Hände auf den Rängen.
Zunächst zeigen die „Silver Stars“, Kimberley und Tanita, ihren mitreißenden und risikoreichen Auftritt am Ringtrapez. Peggy Frank begleitet diese Darbietung mit vorzüglichem, rockigen Live-Gesang und verleiht ihn eine ganze besondere Note. Unter Verzicht auf jedwede Sicherungsmaßnahme werden die Tricks in hohem Tempo am weit schwingenden Requisit dargeboten. Der  spektakuläre Schlusstrick, zu dem sich eine der Schwester, von der Partnerin nur an den Händen gehalten, vom heftig schwingenden Trapez in die Tiefe fallen lässt, sorgt für einen Schreckensmoment im Auditorium.
Die „Sydney Brothers“ arbeiten eine kräftezehrende Nummer an den Römischen Ringen. Mit cooler Attitüde erobert die „Street Gang“ die Manege und präsentiert durchtrainierte, muskelbepackte Oberkörper. Ein umfangreiches Repertoire anspruchsvoller Tricks wird offenbar ohne Anstrengung absolviert und die starken Partnertricks in erstklassiger Manier ausgeführt.

Vor der Pause bringt Hardy Scholl seine beiden mächtigen asiatischen Elefanten in den roten Ring. Die beiden schwergewichtigen Tiere beherrschen ein umfassendes, tiergerechtes Repertoire. Souverän und flüssig erfolgen die Abläufe, die mit der obligatorischen Pyramide ihren gelungenen Abschluss finden.
Sally und Sharity brillieren auf dem gespannten Silberdraht. Viele Schrittkombinationen und verschiedenste Balancenfiguren erfolgen temperamentvoll und mit großer Sicherheit. Einzigartig und ungewöhnlich ist der Schlusstrick der beiden Schwestern. Nacheinander überqueren sie das Seil, lassen sich bei jedem Schritt in den Spagat gleiten und blitzschnell, ohne Hilfsmittel oder Einsatz der Hände schnellen sie, nur mit der Kraft ihre Beine, wieder in eine stehende Position zurück.
Mit einer furiosen Show auf dem Trampolin lassen die Brüder René und Alfred Scholl die Stimmung vor dem Finale noch einmal mächtig steigen. Die Brüder, mit großem Showtalent gesegnet, überzeugen mit akrobatischem Können und cooler Performance. Immer höher werden die Sprünge und immer mehr wird der Schwierigkeitsgrad gesteigert, bis Alfred schließlich mit einem sauber ausgeführten dreifachen Salto die Topleistung zeigt.
Das Finale verschafft dem Ballett noch einmal einen großen Auftritt. Dann nehmen alle Mitwirkenden Aufstellung und lassen sich vom begeisterten Publikum mit Standing Ovations und lang anhaltendem Beifall feiern. Live-Gesang von Peggy Frank sowie ein Trompetensolo von Alexander Scholl lassen die Vorstellung stimmungsvoll ausklingen.
Die Familie Scholl bietet in ihrem Circus Busch herrausragenden traditionellen Circus, wie man ihn leider fast nicht mehr erleben kann. Ein äußerst unterhaltsames Programm mit vielen vorzüglichen Leistungen wird flott in einem stimmigen Ambiente geboten. Traditioneller Circus in Bestform, der auch den weitesten Weg lohnt.