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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BOSSLE
Sliedrecht, 10. September 2016

www.circus-bossle.nl
Weiterhin reisen David und Tanita Bossle mit ihrem kleinen, aber feinen Familiencircus durch die Niederlande. Das unterhaltsame Programm weist gegenüber den Vorjahren Veränderungen auf und auch beim Material und Tierbestand gab es einige Investitionen.
In Sliedrecht, einer Kleinstadt nahe Dordrecht am Rheinarm Waal gelegen, war der Circus auf einem Parkplatz nahe dem Bahnhof aufgebaut.
Ein schmucker Metallzaun, dessen Felder von Lichterbögen überragt werden, bildet die Front. Die Zeltanlagen in gelb und rot leuchten im Sonnenschein des Spätsommertages.
Ein zu Saisonbeginn erworbenes, gegenüber dem zuvor eingesetzten, deutlich größeres Zwei-Masten-Zelt mit einer hohen Kuppel bildet nun die Spielstätte des Unternehmens.
Die Wohn- und Transportwagen stehen entlang der Platzseiten in Reihen aufgefahren.
Der Fuhrpark ist einheitlich in cremeweiß gehalten und durchweg mit großen roten Lettern mit dem Namenszug beschriftet.
Ein geräumiger Stall bietet den Pferden und Lamas in ihren Boxen viel Platz. In einem großzügigen Gehege ist eine muntere Hundemeute beheimatet.
Am Verkaufswagen der Circusrestauration sind auch die Eintrittskarten zur Vorstellung bei der Chefin erhältlich.
Zwei Reihen Logenstühle und ein rustikales dreireihiges Holzbankgradin stehen für die Besucher bereit. Die Logenbrüstungen sind in weiß mit rotem Dekor lackiert. Eine hohe rote, mit Sternen verzierte Plane bildet den Artisteneingang.

Mit einem flott präsentierten Charivari wird das knapp zweistündige, Tempo geladene und professionell dargebotene Programm, das mit ansprechenden Leistungen aufwartet, eröffnet. Die Familie Bossle gibt Kostenproben ihres Könnens, die kleine zweijährige Caitlinn ist auch schon eifrig mit dabei und Frau Direktor begrüßt das zahlreich erschienene Publikum. Als gut niederländisch sprechende Manegensprecherin führt sie versiert durch das Programm.
Mit verschiedenen Pferdedressuren beginnt die bunte Nummernfolge. Zunächst lässt Jean-Leon Bossle zwei Welsh-Ponys ihr erlerntes Können zeigen. Anschließend läuft ein temperamentvoller Palomino seine Figuren, u.a. Achterlauf und Trabschritte über Cavaletti. Ein brauner Araber-Hengst zeigt sich als feuriger Steiger.
Weitere Dressurnummern sehen Dennis Bossles als Vorführer. Ein mit einem großen Stoffaffen „berittenes“ Pony bietet zum großen Gaudi der jüngsten Besucher temporeiche Barrierensprünge. Zwei gescheckte Esel zeichnen in aller Gelassenheit ihre Figuren in den Manegensand.
Eine nicht alltägliche und sehr interessante Darbietung stellt die Kombination von zwei Lamas mit zwei kleinen Stieren dar. Unterschiedliches Temperament und Aussehen der beiden Tierrassen sorgen für interessante Bilder und vielfältige Abläufe.
Die Auswahl an Darbietungen mit Tieren komplettiert Steffie mit ihren beiden Hunden. Voll Temperament und Spielfreude folgen die beiden den Anweisungen ihrer Vorführerin und absolvieren eine beachtliche Anzahl Sprungvarianten.

Die Clowns „Otto“ - Direktor David Bossle und „Banane“ - Antonio, der jüngste Spross der Familie - sorgen für Frohsinn. Kinder, die mit einem mehr oder weniger gezielten Wurf einen Ball im Netz des Clowns platzieren, werden mit einem Lolli belohnt und die Popcorn-Reprise fehlt natürlich auch nicht. Mit viel Aufwand produzieren die Clowns ein „Foto“ von einem Zuschauerpaar, allerdings mit überraschendem Ergebnis.
Im artistischen Bereich wartet der Circus Bossle gleichfalls mit interessanten und vielseitigen Darbietungen auf.
Jean-Leon beeindruckt mit Kinnbalancen, die in eine kleine Geschichte eingebettet, exzellent ausgeführt werden. Ein cooler junger Mann, im dunklen Anzug und mit Sonnenbrille sitzt im Schwarzlicht in der Manege als er von einem Mädchen aufgefordert wird sein Können zu zeigen. Flugs entledigt er sich des Jacketts und balanciert einen Stuhl in verschiedenen Positionen auf der Kinnspitze aus. Es folgt ein hoher Turm von vier aufeinander gestapelten Stühlen. Fünf fächerförmig ineinander gehängte Stühle werden gleichfalls sicher balanciert, ehe mit einem schweren Vorschlaghammer und einer Schubkarre die abschließenden Balancen gelingen.
Mit der Rola-Rola Darbietung von Dennis beginnt der zweite Programmteil. Keulenjonglage, Balance auf einem Turm aus drei Rollen und das durchsteigen von zwei Reifen werden sicher und routiniert ausgeführt. Abschließend stapelt der sympathische junge Mann drei Skateboards auf seinem Rollbrett und steht sicher auf dem labilen Turm.
Zwei Mal erleben Lorene Bossle mit ihren ansprechenden Auftritten. Zunächst zeigt sie sich als geschickte Antipodistin. Kleine Teppiche und verschiedene Rollen wandern in vielerlei Varianten über ihre Hände und Füße. Im zweiten Programmteil bietet sie mit jugendlichem Charme und Spielfreude eine flotte Hula Hoop Darbietung.

Vor der Pause entfacht die „Douglas Truppe“ einen furiosen Wirbel mit ihrer Western-Show. Die vier Akteure springen abwechselnd in und durch die rasant gehandhabten Lassoschlingen. Treffsicher agieren die Brüder Dennis und Jean-Leon am Messerbrett und platzieren die Klingen geschickt um ihre Partnerinnen.
Als versierte Jongleure erleben wir die Gebrüder Bossle. Sie starten ihre vielseitigen Routinen mit kleinen Bällen, die sie synchron handhaben. Die anschließenden Muster erfolgen mit Ringen und alsbald zeigt Dennis seine Geschicklichkeit mit dem Diabolo. Eine flotte Keulenjonglage bietet auch eine Reihe Partnertricks bis hin zu Passings mit sechs Keulen. Den Höhepunkt des Auftritts markiert die effektvolle Jonglage von hell brennenden Fackeln.
„Mister Vulcano“, alias David Bossle, präsentiert vor dem Finale eine furiose Feuershow.
Fackeln werden im Mund verlöscht, bzw. die Flammen lange im Mund gehalten und die Fackeln damit wieder neu entzündet. Mit den hell lodernden Flammen fährt sich der Fakir immer wieder langsam über Hände und Arme. Abschließend lässt er mit der Kraft seiner Lungen gewaltige Feuersäulen in die Zeltkuppel steigen. Immer wieder ist die Glutwelle bis hin zur Rundleinwand zu spüren.
Zum Finale erscheint wiederum die komplette Familie in der Manege und die kleine Caitlinn zeigt die ersten Kunststücke, die sie bereits beherrscht. Frau Bossle bedankt sich für den großen, anlanghaltenden Beifall des restlos zufriedengestellten Publikums.
Die Familie Bossle versteht es ausgezeichnet, mit Einsatz, Können und großer Spielfreude gelungenen Familiencircus zu bieten.