Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BELY
Hügelsheim, 08. Oktober 2022
www.circusbely.de
Seit Jahrzehnten ist der Circus Bely in vielen Orten in Baden-Württemberg eine feste Größe im jährlichen Veranstaltungskalender. Harry und Marina Frank, ihre Eltern Stefan und Charlotte gründeten das Unternehmen, betreiben zusammen mit ihrer Familie den Circus mit Hingabe und Leidenschaft. Stets bietet man ein abwechslungsreiches traditionelles Programm in einem ansprechenden Umfeld.
In Hügelsheim, in der Nähe von Baden-Baden gelegen, war der Circus auf einer Grünfläche am Schulzentrum aufgebaut. Ein blau-rotes Vier-Masten-Chapiteau mit hoher langer Kuppel markiert das Zentrum des Unternehmens. Ein großer Fassadenwagen, der auch die Kassenschalter beheimatet, lädt mit seiner erstklassig, mit zahlreichen Tiermotiven bemalten Front, zum Besuch des Circus ein. Die linke Seite des Geländes ist den Materialtransportern vorbehalten, während die Wohnwagen der Familie rechts platziert sind. Für die zahlreichen Tiere des Circus sind hinter dem Zelt zwei geräumige Ställe errichtet und weitläufige Koppeln abgesteckt.
Der großer Artisteneingang aus edlem roten Samt, der in elegante Falten gelegt und mit Lichterketten dekoriert den hinteren Zeltteil einnimmt, bildet den Blickfang im Chapiteau. Ein vierreihiges Schalensitzgradin und mit bequemen Polsterstühlen ausgestattete Logen stehen für die zahlreichen Besucher bereit. Die Circusrestauration hat ihren Platz gleichfalls im Zelt.
In seiner Rolle als August instruiert Nino Frank das Publikum wie und wann ordnungsgemäß zu applaudieren sei und übt den Ablauf ein. Dann folgen die üblichen Hinweise zu Rauchverbot, Notausgängen usw.
Frau Direktor Marina Frank ist die redegewandte Sprechstallmeisterin, die die Anwesenden willkommen heißt und im Verlauf der Show mit allerlei Informationen versorgt.
Najana Frank-Lauenburger eröffnet die Nummernfolge mit einem veritablen Act hoch in der Circuskuppel. An den Strapatentüchern bietet die versierte Artistin eine umfassende Trickfolge. Die verschiedenen risikoreichen Abfaller sorgen für Nervenkitzel auf den Rängen und verleihen dem Auftritt einen besonderen Drive.
Eine erstklassige Freiheitsdressur mit sechs prachtvollen Friesenhengsten, deren weiße Geschirre und Puschel lebhaft mit der Fellfarbe kontrastieren, läuft unter der gekonnten Peitschenführung von Nino Frank ab. Vielseitige und abwechslungsreiche Figuren werden exzellent ausgeführt und mit einem fulminanten Steiger findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss. Zum Da Capo präsentiert sich ein weißer Araberhengst in voller Karriere mit kraftvollen und ausdrucksstarken Steigern.
Hygiene sei wichtig, lässt uns die Manegensprecherin wissen, und in Pandemiezeiten gelte dies ganz besonders. So ist es an der Zeit, dass das „professionelle Reinigungsteam“ in Aktion tritt und insbesondere die vordere Logenreihe einer Behandlung unterzieht. Der Circus-Nachwuchs – Meddox, Zoe-Misha und Suelena – geht gewissenhaft zu Werke. Im weiteren Programmverlauf sehen wir das Trio Nachwuchs-Auguste im Zusammenspiel mit ihrem Vater, bzw. Onkel Nino Frank. Er übernimmt in dem clownesken Wortgefecht den seriösen Part, allerdings ist er gegen die gewitzten Kids chancenlos.
Im großen Clownsentrée erleben wir Nino Frank gemeinsam mit seinem Vater Harry. Einmal mehr ist das musizieren verboten und alle Finten helfen dem August nicht – der gestrenge Herr Direktor unterbindet die Aktion und konfisziert die Trompete des Clowns. Doch dieser weiß sich zu helfen und gurgelt kurzerhand „Oh Sole mio“.
In einem weiteren clownesken Auftritt ist „Starkoch Nino“ mit seinen tanzenden Tellern zu erleben. In einem turbulenten Ablauf, der von der Manegensprecherin geschickt angefeuert wird, gelingt es schließlich zehn Teller auf den Stäben rotieren zu lassen.
Temperamentvoll präsentiert Kevin Sperlich, zusammen mit seiner Partnerin Fabiola, sein Können auf der Rola-Rola. Sicher und gekonnt werden die verschiedenen Balancen auf einem sehr hohen Piedestal ausgeführt. Der junge Mann jongliert auf dem Rollbrett mit drei Bällen, türmt mehrere Rollen zu einem hohen Turm und balanciert das Brett auf einem Basketball aus. Schließlich stapeln sich vier Bretter mit dazwischen liegenden Klötzen zu einem hohen Turm auf der Rola, auf dessen Spitze Kevin Sperlich zunächst jongliert und alsdann durch zwei Ringe steigt.
Vor der Pause ist Willy Lauenburger mit seiner quirligen Hundemeute zu erleben. Die sieben quirligen Vierbeiner zeigen ihr erlerntes Können in höchstem Tempo und selten zu sehender Perfektion. Hohe und weite Sprünge durch Handreifen und übereinander erfolgen präzise in vielfacher Weise. Ein Hinterbeinlauf, im Slalom um mehrere Hürden, wird selbständig ausgeführt, da der Vorführer sich weit in den Hintergrund der Manege zurück zieht.
Die zweite Luftnummer des Programms wird von Miss Diana am Ring gearbeitet. Elegant schwebt die Artistin durch die hohe Kuppel und bietet dabei eine umfassende Trickfolge des Genres dar.
Den Höhepunkt der Show bietet die Frankordi-Bely Truppe mit ihrer mitreißenden Jockey-Reiterei. Auf zwei schweren Kaltblutpferden präsentieren die fünf Reiter eine variantenreiche Folge verschiedenster Abläufe mit sich beständig steigerndem Schwierigkeitsgrad. Tricks auf dem Pferderücken und vielseitige Sprünge auf und neben dem Pferd folgen rasch aufeinander und die Sprünge zum Stand auf das galoppierende Pferd beeindrucken die Zuschauer. Das Highlight des Auftritts und der Show bietet Direktor Harry Frank mit dem heutzutage andernorts so gut wie nicht mehr zu sehenden „Sulky Sprung“. Hierbei hält er einen originalen Sulky aus dem Trabrennsport hoch über seinen Kopf, nimmt Anlauf und springt zum sicheren Stand auf dem Rücken des galoppierenden Pferdes. Chapeau.
Zum Freddy-Song „Wir sind Artisten“ kommen alle Mitglieder der Familie zum großen Finale in die Manege. Lange werden sie vom äußerst zufriedenen Publikum mit frenetischem Applaus bedacht, dann folgen kleine Zugaben und Frau Direktor Frank stellt alle ihre Familienmitglieder noch einmal namentlich persönlich vor. Stimmungsvoll klingt die unterhaltsame Vorstellung, die von einer engagiert zu Werke gehenden Circusfamilie, die, wie die Sprecherin versichert, stets ihr Bestes gibt um das Publikum gut zu unterhalten, aus.

