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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BELLY
Hannover, 20. Februar 2016

www.circus-belly.de
In Hannover startete der Circus Belly von Klaus Köhler mit seinem neuen Programm „Spectaculo Grande“ in die Saison 2016. Der Circus Belly bereist fast ausschließlich Norddeutschland und gastiert traditionell zu Saisonbeginn in der Landeshauptstadt Niedersachsens.
Auf dem von einem hohen Zaun umgebenen Platz in der Nähe des Stadions steht der Circus in exakter Formation aufgebaut. Der große rechteckige weiße Viermaster beherrscht den Platz. Ein dekorativer Holzzaun, ein großes Vordach, Kassenwagen und die Reihe der Zugmaschinen bilden die Front des Circus. Lichterbögen und Palmen am Zaun, Lichterketten an den Absegelungen der Masten und der hell leuchtende Circusnamen über dem Chapiteau sorgen für einen stimmungsvollen romantischen Look und laden zum Besuch. Weiß ist die vorherrschende Farbe beim umfangreichen Material des Circus. Zeltanlagen, Zugmaschinen und die mit blauen Absetzungen versehenen Wagen, bzw. Auflieger sind in dieser Farbe gehalten. In großen gelben Lettern sind die meisten Fahrzeuge mit dem Circusnamen beschriftet.

Die Circusrestauration ist in den vorderen Teil des Chapiteau integriert. Der Verkauswagen nimmt die linke Seite des komplett mit Teppichboden ausgelegten Bereichs ein und mehrere Lounge-Sitzgruppen stehen auf der gegenüberliegenden Seite für die Gäste bereit.
Das siebenreihige Gradin umschließt in U-Form die Manege, die von einer Leuchtpiste begrenzt wird, und die dahinter angeordnete erhöhte Bühne. Im vorderen Bereich der Manege wurde eine zweite Reihe weiß-roter Logenkästen angeordnet.
Der dreiteilige breite Artisteneingang schließt den Zelthintergrund ab. Im Bereich der Bühne verdeckt während eines Großteils der Vorstellung eine Filmleinwand, auf die per Beamer verschiedene Animationen eingeblendet werden, den roten Vorhang.


Das neue Programm startet mit einem bunten Bild. Clown „Zippogalli“, alias Orlando Köhler, leitet als komischer Dirigent das Spiel eines imaginären Orchesters, während die  anderen Artisten kleine Kostproben ihres Könnens geben. Gordon Belly-Köhler ist der versierte Sprechstallmeister, der diesen Part in angenehmer Weise wahrnimmt.
Tierdressur ist Chefsache im Circus Belly und so erleben wir Direktor Klaus Köhler gleich zu Beginn der Spielfolge mit fünf nachtschwarzen Friesen im roten Ring. Mit leichter Hand lässt der erfahrene Dresseur und Circusmann die verschiedenen Figuren ablaufen. Temporeich und schwungvoll reihen sich Volten, Pirouetten und Gegenläufe harmonisch aneinander. Ein hinzu kommender Schimmelhengst bietet weitere interessante Varianten. Als Da Capo bieten zwei temperamentvolle Welsh-Ponys verschiedene Steiger.
Wenig später sehen wir den Chef des Hauses mit einer Kamelkarawane. In einem groß angelegten orientalischen Bild werden die mit aufwändigen Schabracken dekorierten Trampeltiere von „Beduinen“ um die Manege geführt. Nun arbeitet Miss Josefine ihre Antipoden-Darbietung, die in Kostüm und Requisiten passend zum Thema gestaltet ist. Die junge Frau lässt kleine Teppiche in vielerlei Variationen auf Händen und Füssen rotieren. Im Habitus eines mongolischen Khan lässt Klaus Köhler fünf Steppenkamele ihre Lauffiguren vortragen. Die harmonischen Abläufe werden gekrönt vom Auftritt von vier Lamas, die sich als temperamentvolle Barrierenspringer beweisen.
Nach der Pause sehen wir Direktor Köhler im Zentralkäfig mit je zwei Tigern und Löwinnen. Souverän leitet der erfahrene Dompteur die Tiere zu den unterschiedlichen Tricks an. Pyramide, Teppich, Balkenlauf sowie verschiedene Sprünge und Hochsitzer werden flüssig gearbeitet. Ein imposanter Vorwärtssteiger beendet die gekonnt präsentierte Darbietung.
Eine im bekannten Rahmen ablaufende Tauben-Revue, präsentiert von Miss Josefine, komplettiert die Tierdarbietungen der aktuellen Produktion.


Die vier Söhne von Klaus Köhler – Aaron als Weißclown „Avantes“, Orlando als August „Zippogalli“, Rouven als zweiter August „Angelo“ und Gordon in seiner Rolle als Sprechstallmeister – bringen in variantenreichem Spiel zahlreiche Reprisen und Entrées, nicht nur zur Freude der kleinen Zuschauer. Zunächst überbringt der Manegensprecher Weißclown „Avantes“ ein Geschenk des „Maharadschas“ - die „Liebesblume“, mittels derer ihr Besitzer sofort eine jede Dame erobern kann. „Avantes“ führt die Funktion sogleich vor und „Zippogalli“ möchte es dem erfolgreichen, eleganten Kollegen sogleich gleichtun. Bei ihm verläuft allerdings nicht alles nach Plan.
Ein weiteres Entree dreht sich um ein „Wetterhäuschen“. Gegen Einwurf von einem Euro erhält man eine Wettervorhersage und eine Überraschung. „Zippogalli“ ist der erste Probant, die Vorhersage lautet auf Regen und Wasser gießt dem August auf den Kopf. „Angelo“ versucht sein Glück, ihm wird Schnee prophezeit und weißes Puder bestäubt seinen Oberkörper. Nun sind die beiden Auguste eifrig bemüht den Weißclown ebenfalls zu diesem Spiel zu überreden. Schließlich willigt er ein und zur Überraschung der beiden anderen wird ihm schönes Wetter angekündigt, sowie eine Zigarre und eine Flasche Sekt ausgehändigt. Da die Auguste auch ihn nass oder voller „Schnee“ sehen möchten, muss er noch einmal ran – doch wieder wird es „schön“ und eine hübsche junge Frau entsteigt als „Geschenk“ dem Häuschen.
Zwei weitere Male tritt „Zippogalli“ alleine in Aktion. Zunächst jongliert er als „Primaballerina“ mit drei Seidentüchern zu „Schwanensee“ und im letzten Auftritt werden wir Zuschauer im Schnellverfahren zu einer wilden Rockband formiert.

Auf der Bühne präsentiert „Magic Erwin“ eine Illusions-Show. Routiniert und gekonnt werden die verschiedenen Tricks, beispielsweise durchdringt eine der Assistentinnen einen großen rotieren Propeller, dargeboten.
Marina Borzova arbeitet ihre beiden Luftnummern im ersten Programmteil. Zunächst sehen wir ihren temperamentvollen Auftritt am Schwungtrapez, der eine Reihe longengesicherter Abfaller und Pirouetten bietet. Wenig später erleben wir sie am Luftring. An dem aufwändig mit Kronleuchtern dekorierten Requisit werden vielfältige Balancen, kraftvolle Halteposen und auch kontorsionistische Elemente ausgeführt.
In einer weiteren Luftdarbietung fliegt „Spiderman“, alias Gordon Belly-Köhler durch die weite Kuppel. Kraftvoll erfolgen die diversen Abläufe und die typischen „Spiderman-Posen“ werden von den zahlreichen Kids mit lebhaftem Interesse aufgenommen.
Loreen Lauenburger ist mit ihrer Hula Hoop Darbietung im zweiten Programmteil zu erleben. Viele genretypische Abläufe werden von der jungen Frau routiniert vorgetragen.


In ein großes Manegenschaubild gebettet, präsentiert Aaron Köhler seinen Seillauf. Auf der Bühne werden zwei „Piraten“ zum Tod durch den Strang an den Galgen geführt, als „Capitain Jack Sparrow“ auf der Szene erscheint. Nach kurzem Säbelgefecht mit den Wachen folgen die Aktionen auf dem gespannten Silberdraht. Sprünge über die Säbel der Wachen, verschiedene Schrittfolgen, Lauf in einem Reifen und Seil springen werden sicher ausgeführt. Ein hoher und weiter Sprung über zwei brennende Barrieren beschließt den Auftritt. Aus dieser Szene entwickelt sich die Darbietung von Miss Karina am Netz hoch in der Kuppel.
Als Finalnummer wurde die spektakuläre Feuer-, Fakir- und Reptilienshow von Rouven Köhler platziert. Außer der gut präsentierten Arbeit mit Fackeln werden auch außergewöhnliche Tricks geboten. Auf Handstäben lässt der Artist ein Feuerrad kreisen, fängt es nach hohen Würfen immer wieder sicher auf. Die XXL Ausgabe desselben wird  auf einer hohen Stange in Rotation versetzt und schließlich zum Höhepunkt der Evolutionen auf dem Kinn ausbalanciert. Im zweiten Teil des Auftritts bevölkern mehrere, teils sehr große Würgeschlangen und zwei Alligatoren die Manege.
In einem stimmigen Finale verabschieden sich Direktor Klaus Köhler, seine Familie und die engagierten Artisten vom Publikum. Aaron Köhler stellt einen jeden noch einmal namentlich vor und die erfüllten Erwartungen der Besucher manifestieren sich in lebhaftem Beifall. Der engagiert auftretenden Familie Köhler gelingt es stets aufs Neue, ihr Publikum mit einem traditionellen Circusprogramm zu erfreuen.