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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BARONES
Mechelen, 09. November 2019

Auf seiner alljährlichen Tournee durch Flandern machte der Circus Barones von Richard Korittnig in Mechelen Station. Das erstklassige Erscheinungsbild des Unternehmens und die sehenswerte, in jedem Jahr neue Show, bürgen stets für beste Unterhaltung in einem feinen Rahmen und machen einen Besuch immer wieder lohnenswert.
Auf dem weitläufigen Circusplatz präsentiert sich das Unternehmen in exakter Formation aufgebaut.
Die Zeltanlagen in einem leuchtend rot-gelben Streifendesign glänzen in der spätherbstlichen Mittagssonne. Der nostalgische Zierzaun mit Lichterbögen und einem gülden funkelnden Eingangsportal bildet zusammen mit den beiden kunstvoll bemalten Fassadenwagen, die die Kassenschalter beherbergen, die attraktive Front.
Das schmucke Vorzelt erhält im Innern durch rote und gelbe Stoffbahnen und große Plaketten, die gekonnt mit Circus-Szenen bemalt sind, eine heimelige Atmosphäre. Verkaufswagen, Stehtische mit roten Hussen und Sitzgruppen teilen sich den Raum.
Im Zeltinnern nimmt ein neu angeschaffter großer, raumhoher, prächtiger Artisteneingang, aus edlem dunkelroten Samt mit üppigen goldfarbenen Applikationen, den Blick gefangen. Elegante Logen und ein steil aufragendes siebenreihiges Schalensitzgradin komplettieren die Einrichtung. Die Manege, von einer im klassischen rot und weiß gehaltenen Piste umschlossen, ist mit einem Holzboden ausgestattet und mit rotem Teppich ausgelegt. Das edle Ambiente verleiht der Show einen eleganten Rahmen, der nicht zuletzt durch ein erstklassiges Lichtdesign wirkungsvoll ergänzt wird.

Die diesjährige Produktion steht unter dem Motto „Surprise“. Kreativität, Spielfreude und artistisches Können sind Garanten für eine unterhaltsame und sehenswerte Show.
„Hausmeister“ Ronny ist mit letzten Reinigungsarbeiten in der Manege zu Gange, als der Sprechstallmeister des Hauses, in diesem Jahr übernimmt Daniel Korittnig als Clown Patatje auch diese Aufgabe, die Manege freigibt.
Im kurzen Opening stellt die Lichtanlage ihre Variabilität unter Beweis, wabern Seifenblasen auf und mit einem gekonnten Schleiertanz leitet das Ballett zur Luft-Darbietung von Miss Vicky über. Am Luftring präsentiert der Teenager in einer schwungvoll vorgetragenen Kür eine harmonische Abfolge der Tricks des Genres.
Die beiden Auguste „Patatje“ und „Paco“ sind in der Vorstellung omnipräsent und verbinden mit die Späßen die einzelnen Nummern zu einer harmonischen Show. Sie entdecken z.B. ein Märchenbuch, versuchen sich als starker Mann und sind Teil eines Herrenballetts das auch mit akrobatischen Einlagen aufwartet. Wieder einmal landet ein Musikabspielgerät in der Tonne, da das musizieren verboten ist.

Eine liebevoll ausstaffierte und mit viel Einsatz und Temperament gebotene Tellerjonglage sieht Ronny Hauptakteur. Stilsicher vermitteln die Requisiten Küchenflair, die Teller lagern z.B. in einem Abwaschbecken und werden von einer „Serviererin“ an den als Koch auftretenden Jongleur gereicht. Nach einigen Turbulenzen rotieren schließlich sechzehn Teller auf den Stäben.
Benjamin Pfeiffer ist mit zwei sehr unterschiedlichen Darbietungen zu erleben. Zunächst präsentiert er sich als versierter Ball-Jongleur, der seine per LED-Technik leuchtenden Requisiten variantenreich manipuliert. Die vielseitigen, sehr sicher ausgeführten Routinen erhalten durch die zahlreichen Farbwechsel der LED zusätzlichen Drive.
Im zweiten Programmteil sehen wir den sympathischen jungen Mann mit seinen drei verspielten Papageien. Die prächtigen Aras, die außerhalb der Shows auch in weiten Freiflügen die Umgebung der Circusplätze erkunden, interagieren in vielfältiger in direktem Kontakt mit ihrem Tierlehrer. Flüge durchs Zelt, die teils dicht über die Köpe der Besucher führen, runden den Auftritt ab. Ein Eyecatcher.
Die Kleintierrevue von Ewa Korittnig-Barones findet nicht nur bei den jungen Zuschauern Anklang. Zwei Katzen zeigen ihr Sprungvermögen und Balancegefühl. Tauben balancieren auf einem Ring und laufen auf einer Rolle, ehe ein ganzer Schwarm im Korb, den die Vorführerin hochhält, landet.
„Patatje“ schwebt auf einem „Fliegenden Teppich“ in der Kuppel und die drei Damen des Balletts lassen zu orientalischen Klängen die Hüften kreisen – dann erscheint „Sultan“ Richard Korittnig in Begleitung seiner drei Kamele in der Manege. Souverän lässt der versierte Dresseur die vielseitigen Figuren ablaufen.
In einem weiteren Auftritt präsentiert er drei Lamas und als Da Capo zeigt sich ein Shetland-Pony als temperamentvoller Steiger.

Ronny möchte sich als Schlangenbeschwörer profilieren, doch dies stellt sich als nicht ganz leicht heraus. „Patatje“ und „Paco“ unterstützen ihn nach Kräften und schließlich schleudert eine „Schlange“, die sich in seine Hand verbissen hat, ins Publikum. Der nächste Versuch die Schlange mit der Flöte zu locken, bringt den „Pause“-Schriftzug aus dem Korb hervor.
Zu Beginn des zweiten Teils tanzt Dori Kovazs graziös auf dem Seil. Vielseitige Schrittkombinationen, gekonnte Balancen und hohe Absprünge werden temperamentvoll und mit großer Sicherheit gearbeitet. Die stimmige Auftritt findet in einem gekonnt ausgeführten Spagat seinen Höhepunkt.
Aus der Kuppel schwebt „Mary Popins“ an einem liebevoll gestalteten Drachen in die Manege. Beim Manegensprecher ordert sie ein Taxi, woraufhin Ronny mit seinem „Mercedes“ auf der Bildfläche erscheint. Das schnittige Fahrzeug widersetzt sich allerdings zunächst der Personenbeförderung und treibt seinen Lenker zur Verzweiflung.

In einem gemeinsamen Auftritt präsentieren Daniel Korittnig und Ronny ihr akrobatisches Können. Mit einem Schuß Humor bieten die beiden Komödianten eine formidable Flaschenstuhl-Darbietung. Auf einem hohen Piedestal werden nach und nach fünf Stühle, teils in schrägen Winkeln aufeinander getürmt, und die sicher und gekonnt ausgeführten Handstände führen schließlich bis hoch in die Zeltkuppel.
David Korittnig ist in dieser Spielzeit mit einer Lasershow im Programm vertreten. Der moderne Act kommt nicht nur bei den jugendlichen Zuschauern gut an und viele „Ah“ und „Oh“ begleiten die schnell wechselnden Abfolgen der bunten Lichtstrahlen.
Mit einem schwungvollen Hula Hoop Act findet die Nummernfolge ihren gelungenen Abschluss. Neben den genreüblichen Tricks erfolgen Touren mit den Ringen, während die Artistinnen an Strapaten hoch in der Kuppel schweben.
Das große Finale vereint in einer Flaggenparade das gesamte Ensemble noch einmal in der Manege. Sprechstallmeister Daniel Korittnig stellt einen jeden noch einmal vor und verabschiedet ein überaus zufriedenes Publikum, das mit lebhaftem Beifall für die abwechslungsreiche und kurzweilige Unterhaltung dankt.