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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BARONES
Turnhout, 19. März 2016

www.event-construct.be/circus
Die Tournee des Circus Barones von Richard Koritnig führt alljährlich durch den flämischen Landesteil Belgiens. Die Familie Koritnig legt nicht nur größten Wert auf ein erstklassiges Erscheinungsbild ihres Unternehmens, man bietet zudem in jeder Spielzeit ein weitgehend neues, sehenswertes Programm und bietet stets gute Unterhaltung in feinem Rahmen.
In Turnhout war der Circus am Wochenende vor Ostern auf einem geräumigen Platz an einer der großen Einfallstraßen aufgebaut.
Der große Fassadenwagen, dekorativ mit Clownsköpfen und zahlreichen Ornamenten gestaltet, bildet das Zentrum der Front und beherbergt die Kassenschalter. Er wird flankiert von einem nostalgisch verspielten Zierzaun mit romantischen Lichterbögen und Kandelabern.
Das Zwei-Masten-Chapiteau von sechsundzwanzig Metern Durchmesser strahlt in frischem gelb und rot. Drei hohe Spitzen krönen die lange Kuppel und acht Quaderpools formen die in einem modernen Streifendesign strukturierte Kuppel. Vorzelt und Stallungen passen in Dekor und Farbe zum Spielzelt.

Der umfangreiche Fuhrpark des Unternehmens ist einheitlich in weiß lackiert und in großen roten Lettern strahlt der Circusnamen von den Aufliegern.
Das Vorzelt bietet ein edles Ambiente. Ein neuer, größerer Verkaufswagen nimmt die rechte Seite ein. Stoffbahnen und Lichterketten spannen sich vom Rondell zu den Mastspitzen und auf dem blauen Teppichboden laden zahlreiche Sitzgruppen zum verweilen ein.

Eine dichte, heimelige Atmosphäre erwartet die Besucher im edel eingerichteten Chapiteau. Blickfang ist der große feine Artisteneingang. Eine breite rote, mit erhabenen goldenen Ornamenten besetzte Blende rahmt den dunkelroten Samt der Gardine ein. Elegante, mit Polsterstühlen ausgestattete Logen und ein steil aufragendes, siebenreihiges Gradin füllen den Raum restlos aus.
Die moderne und großzügig dimensionierte Lichtanlage wird virtuos eingesetzt und unterstützt die Auftretenden Künstler in idealer Weise.


Direktor Richard Koritnig heißt das Publikum in herzlicher Weise willkommen und führt im weiteren Verlauf der Show als eloquenter Sprecher in angenehmer Weise durch das Programm.
Die diesjährige Show ist in eine kleine Geschichte eingebettet, die im Opening sowie vor und nach der Pause in kurzen Szenen erzählt wird. Die Clowns Patatje und Roby machen es sich auf einer Parkbank in der Manege gemütlich und träumen vom Circus....
Mit einer Gruppenjonglage im Schwarzlicht erleben wir einen schwungvollen Programmauftakt. In zahlreichen Variationen werden die Routinen mit fluoreszierenden orangenen Ringen von den vier Akteuren geboten. Immer wieder wechseln die Formationen, in denen die Passings souverän ausgeführt werden.

Daniel Kortinig, jüngster Sohn des Hauses, arbeitet in dieser Spielzeit eine Luft-Darbietung. An den Strapaten erfolgt eine gefällige Abfolge kräftezehrender Tricks, die von dem sechszehnjährigen Artisten in sehr guter Ausführung präsentiert werden.

Henry Mullens, Grandseigneur des niederländischen Circus – er war in den 1960er Jahren als Jongleur zu Pferd bei Sarrasani und später mit Schimpansen im Circus Barum engagiert, präsentiert die erste Dressurnummer dieser Show. Ein perfekt laufendes Groß-und-Klein eines Friesen und eines schwarzen Ponys werden von dem Altmeister mit großer Souveränität geleitet.
Mit zwei weiteren Dressurdarbietungen erleben wir den Chef des Hauses direkt vor und nach der Pause. In einem erstklassigen Ablauf bietet die selten zu sehende Kombination von drei Lamas und drei Ponys eine abwechslungsreiche Figurenfolge. Gekonnt vereint der erfahrene Vorführer die unterschiedlichen Temperamente der beiden Tierrassen zu vielseitigen harmonischen Bildern. Mit furiosen Hürdensprüngen der Lamas und Steigern der Ponys findet der Auftritt seinen gelungenen Höhepunkt. Im zweiten Auftritt, den das hauseigene Ballett in idealer Weise einleitet,  bringt Richard Koritnig die drei, im letzten Jahr erworbenen jungen Kamele – Kaspar, Melchior und Balthasar –  in den roten Ring. Sie beherrschen bereits ein umfangreiches Repertoire, dass ruhig und sicher geboten wird.
Den Reigen der Darbietungen mit Tieren komplettiert Ewa Koritnig-Barones mit zwei Hunden, die in spielerischem Ablauf ihr Können zeigen. Eifrig und voller Begeisterung folgen die beiden Vierbeiner den Anweisungen ihrer Vorführerin. Verschiedene Sprünge, z. B. durch einen Ring, übereinander und über Hürden wechseln mit Hochsitzern und laufen auf den Vorderpfoten ab.


Breiten Raum nimmt stets die Comedy in den Programmen des Circus Barones ein. Clown „Patatje“, alias Robert – zweitältester Sohn des Hauses – hat in dieser Saison in Clown Roby einen kongenialen Manegenpartner gefunden. Zusammen führen die beiden einen heroischen Kampf gegen ein eigenwilliges Mikrofon. Sie tragen einen Applauswettbewerb aus und belohnen das Publikum mit Popcorn. Patatje's Trompetenspiel endet in einer Wasserschlacht.
Zusammen mit Robert leiten sie mit gekonntem Trompetenspiel die Restaurant-Szene des Duo Farkas ein. Die bestens bekannten Gags zwischen „Grand Dame“ und trotteligem Kellner werden in aller Ausführlichkeit gespielt.
Im letzten Entree wird ein aufkommender Zwist zwischen Patatje und Roby vom  Direktor in geordnete Bahnen gelenkt und die beiden sollen einen Boxkampf zusammen mit dem „Champion“, Yozo Farkas glänzt in dieser Rolle, austragen. Die drei Akteure gehen mit sichtbarem Spaß an ihren Rollen und großem Einsatz zu Werke und reißen das Publikum förmlich von den Sitzen.

Robert Koritnig präsentiert seine temperamentvolle Arbeit auf der Rola-Rola nun als cooler Rapper. Roby als sein Assistent und zwei Tänzerinnen begleiten den furiosen Auftritt. Seil springen, durchsteigen eines Ringes, Balance auf einem Ball, auf zwei Rollen mit mehreren Zwischenlagen und auf einem hohen Turm kleiner Bänkchen werden sicher mit gutem Balancegefühl ausgeführt.
Jennifer arbeitet mit ihren Hula Hoop Ringen eine ansprechende Darbietung, die viele typische Abläufe des Genres bietet. Besonderen Schauwert bekommt die Nummer, die von flotten Latino-Hits musikalisch untermalt wird, durch die beiden Clowns, die im Hintergrund als coole Machos tanzen. Die abschließenden Touren absolviert Jennifer mit einem Feuerring.
Denise Farkas bietet einen hervorragenden Auftritt auf dem Schlappseil. Die jugendliche Artistin jongliert gekonnt mit Ringen und lässt dabei einen Teller auf einem Mundstab rotieren. Sie steigt auf dem Seil auf eine Rola, bietet somit eine spektakuläre Balance.
Juniorchef David arbeitet mit seiner Tempojonglage die Finaldarbietung. Mit silbernen Keulen und Tennisbällen erfolgen die sehr sicher ausgeführten unterschiedlichen Muster. Fünf von innen beleuchtete Keulen sorgen für besondere Effekte im ansonsten vollkommen abgedunkelten Zelt. Die abschließenden Routinen werden mit Ringen ausgeführt und wenn der Jongleur acht von ihnen in der Luft hält und nach „Fehlversuchen“ abschließend sicher fängt, kennt der Jubel auf den Rängen keine Grenzen.
Mit einer kurzen Kür an einem leiterartigen Trapezkonstrukt leitet die ca. zehnjährige Vicky das temperamentvolle Finale ein. Direktor Richard Koritnig stellt die Mitwirkenden noch einmal vor und ein jeder gibt mit unterschiedlichen Jonglierutensilien eine Zugabe.
Ein unterhaltsames und ansprechendes Programm findet auf diese Weise seinen gelungenen Abschluss. Das sehr zahlreich erschienene Publikum zeigt sich mit dem Gebotenen sehr zufrieden und verabschiedet das Ensemble mit frenetischen Beifall.