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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS GEBRÜDER BARELLI
Büdingen, 27. April 2019

https://circus-gebrueder-barelli.jimdosite.com
Der Circus Barelli ist wieder zurück. Nachdem die Familie Spindler einige Saison unter anderen Firmierungen gereist ist, hat man nun wieder den traditionsreichen Namen angenommen und tourt als Circus Gebrüder Barelli durch die Lande.
Auf dem Festplatz im Büdinger Ortsteil Düdelsheim war der Circus in großzügiger Formation aufgebaut.
Ein Großteils des Materials wurde in der Saisonpause überholt und so strahlt der Circus in frischen Farben. Kassencontainer und ein rot-weißer Zierzaun mit Lichterbögen bilden die im Zusammenspiel mit mehreren Sattelaufliegern, an einem ist die Vorderseite im Angedenken an die große Circusdirektorin und Persönlichkeit Rolina Spindler-Barelli gestaltet, die Front. In langer Reihe stehen die Transportfahrzeuge an einer Platzseite aufgefahren. Sie sind allesamt in strahlendem cremeweiß mit roten Absetzungen gehalten und in riesigen Lettern mit dem Circusnamen beschriftet.
Die gegenüberliegende Seite ist den zahlreichen Wohnwagen der Direktion, Mitarbeitern und Artisten vorbehalten.
Den rückwärtigen Raum nehmen die Stallungen und Koppeln der Pferde und Kamele ein.
Im Spielzelt empfängt die Besucher eine warme und stimmungsvolle Atmosphäre. Lichterketten über dem Gradin sorgen während des Einlasses für Flair, dekorative rot-cremefarbenen Logen mit bequemen Stühlen und ein siebenreihiges Gradin stehen für die zahlreichen Besucher zur Verfügung und schwere Samtvorhänge umschließen in elegantem Faltenwurf die Beleuchterempore.
Dunkelblauer Samt mit goldenen Applikationen prägt den Artisteneingang auf dessen Empore die ausgezeichnete Live-Combo ihren Platz hat.

Höchst temperamentvoll gestaltet sich der Programmbeginn. Die vier Artisten der Truppe „Super Boys“ begeistern mit ihrem umfangreichen Können. Sie bauen mit ihren Körpern menschliche Pyramiden und arbeiten variantenreich am Chinesischen Mast. Schwungvoll und gekonnt reihen sich die verschiedenen Tricks aneinander. Mit folkloristischen Elementen, der Balance schnell rotierender bunt bemalter großer metallener Schüsseln, wird der Auftritt aufgelockert und erhält den notwendigen Schuss Exotik.
John Henry Spindler, oft kopiert doch unerreicht, heißt sein Publikum herzlich willkommen und führt als eloquenter und wortgewandter Sprecher durch das Programm.
Tierlehrer Franz Spindler präsentiert in einem harmonischen Ablauf vier, mit prächtigen schwarz-goldenen Schabracken geschmückte Steppenkamele. Souverän werden die variantenreichen Abläufe ausgeführt und bald erweitern vier weiße Araberhengste die Gruppe zu einem formidablen Achter-Zug. Die komplexen Abläufe erfolgen tempogeladen und in Perfektion. Mit eindrucksvollen und variantenreichen Steigern erreicht die Darbietung ihren Höhepunkt.
Wenig später präsentiert John Henry Spindler in seiner unnachahmlichen Art den prachtvollen Andalusierhengst „Zorro“ im roten Ring. Es ist immer wieder eine Augenweide, diesen erfahrenen Circusmann erleben zu dürfen. Hervorragende Steiger, Spanischer Tritt entlang der Piste und das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen sind die Paradeübungen des temperamentvollen Hengstes.

Clown Timmy Barelli ist mit verschiedenen Reprisen aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire zu erleben und avanciert zumPublikumsliebling. In der Rolle eines widersetzlichen Zuschauers setzt er dem Nervenkostüm des Manegensprecher in einem Streitgespräch arg zu. Drei Schirme landen per Fusskick nach „misslungener“ Jonglage-Routine schließlich doch in einer Kiepe auf seinem Rücken.
Sein Auftritt mit Esel „Manolito“ ist geradezu zum Klassiker geworden und es ist noch immer nicht klar, wer hier wen vorführt. Den mahnend erhobenen Zeigefingers des Clowns quittiert er mit einem anheben der Oberlippe und behutsam nimmt er einen Futterwürfel von den Lippen des Clowns ab.
In einem weiteren Auftritt bringt er „die beiden schönsten Damen aus Oberbayern, direkt aus Bad Tölz“ in die Manege. Die beiden Kühe „Milka“ und „Heidi“ ziehen gelassen ihre Bahnen, steigen zum Schrecken manches Logenbesuchers auf die Piste, sie nehmen ihre Plätze auf Tonneaus ein und die Stimmung erreicht ob des folkloristischen Auftritts ihren Höhepunkt.
Schließlich erleben wir Clown Timmy mit einem musikalischen Intermezzo – er lässt den Circus Renz Galopp auf seinem Saxophon erklingen.

Desirée Köllner präsentiert ihre Künste auf dem Drahtseil. Sie kombiniert wechselweise eine ganze Reihe unterschiedlicher Tanzschritte mit artistischen Übungen. So jongliert sie beispielsweise auf dem Seil mit drei Keulen, springt Seil sowie durch Reifen.
Zwei Luft-Darbietungen hoch unter der Kuppel des Chapiteau sind im artistischen Teil der Show zu erleben. Da ist zum einen Miss Ramona mit ihrer Kür am Luftring. Die umfassende Folge gängiger Tricks wird von der exzellenten musikalischen Begleitung hervorragend getragen. Zusätzliche Strapaten-Schlaufen am Requisit erweitern die Möglichkeiten der Artistin, die ihren Auftritt bestens gestaltet hat.
Salima Folco begeistert mit ihrem poetischen, vorzüglich in Szene gesetzten Act an den Strapatentüchern. Weite Flüge füllen den Raum und lassen den Traum vom fliegen Wirklichkeit werden.
Im weiteren Verlauf der Show erleben wir die sympathische und vielseitige Artistin mit einer vorzüglichen Hohen Schule auf dem Schimmelhengst „Armarando“. Im spanischen Stil beweist die charmante Amazone ihr umfangreiches reiterliches Können auf dem sehr temperamentvollen Andalusier.
Zu guter Letzt erleben wir noch einmal die „Super Boys“. Mit viel Schwung und einem Augenzwinkern bieten sie ihre Limbo Show, die einige besondere Momente enthält, da ein Truppenmitglied zahlreiche Kontorsions-Tricks im Verlaufe des Auftritts zeigt.
Zum großen, schwungvoll choreographierten Finale präsentieren sich die Mitwirkenden noch einmal ihrem Publikum. Nach der Vorstellung der Artisten und kleinen Zugaben findet die Show ihren Abschluss und Timmy Barelli zeigt sich mit „My Way“ als begabter Sänger. Im tosenden Beifall der restlos begeisterten Besucher verabschieden Timmy und Franz Spindler-Barelli ihr Publikum.
Wie stets bietet die Familie Spindler-Barelli ein sehr gutes, ganz dem traditionellen Circus zugehöriges Programm, das den Dreiklang von Tieren, Clowns und Akrobaten ausgewogen und bestens umsetzt.