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Text und Fotos Friedrich Klawiter
„7. Brussels International Circus Festival International“
Brüssel, 26. Oktober 2013

www.bouglione.be
7. Brussels Circus Festival International“ unter diesem Titel läuft das Abschlussgastspiel der Saison 2014 des Cirque Alexandre Bouglione, dass traditionell am Saisonende in Brüssel stattfindet. Hervorragende artistische Darbietungen und vielseitige liebevolle Dressurnummer bestimmen das gelungene Programm.
Seit vielen Jahren findet das Gastpiel in der belgischen Hauptstadt im Park von Laken unweit des Atomiums, dem Wahrzeichen Brüssels, statt. Auf einer riesigen Rasenfläche sind die Zeltanlagen aufgebaut und auf der angrenzenden, von Bäumen gesäumten Straße wurden die zahlreichen Fahrzeuge in langen Reihen abgstellt.
Erstmals wurde ein für Bouglione neues Chapiteau von sechsundvierzig Metern Durchmesser, das einst für den Circo Darix Togni gebaut wurde, eingesetzt. Rot mit lebhaften gelben, orientalisch anmutenden Ornamenten und einer hohen Kuppel versehen, bietet der Zeltbau einen prächtigen Anblick. Das weiße Vier-Masten-Chapiteau, in dem der Circus ansonsten seine Gastspiel durchführt, wird hier als Vorzelt eingesetzt. Der nostalgisch gestaltete Frontzaun sowie der Oberlicht-Kassenwagen, der neu und aufwändig dekoriert wurde, bilden in Verbindung mit einigen topp restaurierten Schindelwagen optische Highlights im Frontbereich. Das Vorzelt ist komplett mit einem textilen Bodenbelag versehen und beherbergt außer dem Verkaufswagen der Restauration eine Reihe Sitzgruppen sowie einen Infocounter.
Im Chapiteau erwartet die Besucher ein extrem steil aufragendes neunreihiges Bankgradin, dass vom Théâtre Équestre Zingaro übernommen wurde. Die bekannten, aufwändig mit goldfarbenen Panther- und Elefantenfiguren verzierten Logen komplettieren die Sitzeinrichtung. Der große blaue, mit orientalischer Ornamentik verzierte Artisteneingang, mit dem leuchtend orangen Namenszug darauf, beherrscht den Hintergrund des Zeltes. Wie stets bei Bouglione werden die Artisten von einem exzellenten Lichtdesign unterstützt.

Das Duo Stoichev ist mit seiner rasanten Motorradartistik gleich zu Programmbeginn zu erleben und so startet die diesjährige Show spektakulär und mit hohem Tempo. In der engen Kugel jagen die Fahrer in hohem Tempo auf sich kreuzenden Bahnen dahin und umkurven dabei auch eine junge Frau, die im Zentrum des Globe steht. Ein zweites Mal sehen wir die beiden versierten Artisten vor der Pause auf dem Todesrad. Gekonnt werden die genretypischen Abläufe publikumswirksam gearbeitet. Fackeljonglage, Seil springen, Blindlauf und hohe Absprünge auf der Außenbahn sind die Tricks, die das Publikum fesseln und den Atem anhalten lassen.
Jongleur Willy Colombaioni manipuliert geschickt und temporeich die verschiedenen Requisiten. Zunächst arbeitet er seine Routinen mit Tennisbällen, im Anschluss werden sieben Ringe souverän in der Luft gehalten. Tempogeladen malen silberne Keulen variantenreiche Muster in die Luft. Schließlich landen fünf Keulen und ein Ball in Köchern auf einem hohen Gestell, dass der Jongleur auf seiner Stirn balanciert.

Clown Rony, seit einigen Jahren im Cirque Alexandre Bouglione engagiert, und Tonito Alexis, der nun gleichfalls im Augustkostüm arbeitet, treten als gut harmonierendes Duo auf. Der große körperliche Unterschied der Partner, ihr fröhliches engagiertes Spiel und der Verlauf der Entrees, bei dem stets der „Kleine“ - Rony – den „Großen“ - Tonito – übertölpelt und besiegt, lässt sie beim Publikum sehr gut ankommen. Gekonnt Trompete spielend kommt Tonito zunächst in die Manege, ehe Rony auf der Szene erscheint und aus einem aufgeblasenen Gummihandschuh „Milch“ in einen Eimer melkt. Die Szene nimmt den bekannten Verlauf und am Ende steht der ungläubige Tonito, sehr zur Freude des Publikums, als der sprichwörliche begossene Pudel da. In weiteren Reprisen interagieren die beiden Clowns in sympathischer Weise mit dem Publikum. Ein weiterer umfangreicher Auftritt lässt sie Tischtennisbälle hervorzaubern und damit zielgenau spucken. Auch hierbei hat Tonito keine Chance gegen seinen Widersacher zu siegen. Darüber hinaus zeigt Tonito Alexis seinen gekonnten Auftritt als Elvis Presley Double und übernimmt zur Pause und im Finale die Aufgaben eines Monsieur Loyal.

Die Direktion ist mit drei abwechslungsreichen Dressurdarbietungen in der Manege zu erleben. Zunächst präsentiert Alexandre Bouglione vier prächtige Steppenkamele. Mit großer Souveränität und leichter Hand lässt der erfahrene Dompteur die unterschiedlichen Figuren in Perfektion ablaufen. Zu Beginn des zweiten Programmteils steht Juniorchef Nicolas Bouglione im Mittelpunkt einer quirligen Hundedressur, die beim Gastspiel in Brüssel ihre Premiere erlebte. Sechs schwarz-weiße Hunde springen durch Reifen, über Hürden und übereinander, laufen auf zwei Pfoten, rollen und beherrschen noch weitere Tricks, die allesamt temperamentvoll, eifrig und verspielt präsentiert werden. Frau Direktor Linda Bouglione ist mit einer Freiheit von vier Lamas im roten Ring präsent. Hübsch herausgeputzt mit Strass-Halsbinde und ebensolchen Manschetten an den Vorderläufen sowie einer großen roten Schleife zeigen die Neuweltkameliden eine Reihe verschiedener Lauffiguren und steigen auf ein Tonneau.
Die Reihe der hauseigenen Dressuren komplettiert Sandro Montez mit einem Groß-und-Klein eines mächtigen Friesen und eines gescheckten Shetland Ponys. Die genreüblichen Abläufe werden flüssig vorgetragen und charmant präsentiert. Im zweiten Programmteil präsentiert der Tierlehrer eine kurze Dressurfolge mit zwei Friesen und zwei Kamelen.

Miss Simona arbeitet longengesichert ihre Tricks am Schwungseil. Hoch unter der Kuppel folgen Balancen und eine Reihe unterschiedlicher Abfaller rasch aufeinander.
Das Duo Lumei sorgt mit seiner eleganten Quick-Change Darbietung für Staunen im weiten Rund. In bekannter Manier wechselt das Paar in Windeseile die Kostüme. Die Darbietung ist in ihrer Optik thematisch komplett durchgängig gestaltet; der Stil ist einheitlich „spanisch“. Die Kleider des weiblichen Parts sind in Muster und Schnitt im Flamenco-Look gehalten, ein Kabinett im Hintergrund der Manege ist mit einem überdimensionalen Fächer dekoriert und der männliche Part verwandelt sein Aussehen vom stolzen Don zu einem Matador.

Finaldarbietung ist die einzigartige Raketensensation des Duo Garcia. Mit gewohnter Perfektion und völlig ungesichert werden die riskanten und spektakulären Tricks gearbeitet. So zum Beispiel der Zehenhang an einem Fuß bei hoher Geschwindigkeit an einem kleinen Trapez, das der Partner nur mit den Zähnen hält. Anschließend klinkt sich Pablo Garcia nur mit zwei Metallknöpfen, die aus seinen Schuhsohlen kragen, in der Außenhaut der Rakete ein. Mit kräftigem Armschwung dreht er seine Frau Vicky an einer Strapate im Nackenwirbel voll aus.
Eine temperamentvolle und fröhliche Choreographie liegt dem Finale zu Grunde und die Lichtregie zieht noch einmal alle Register. Nach einer Tanzsequenz nehmen die Artisten und die Direktion in der Manege Aufstellung und das zufriedene Publikum bedankt sich mit anhaltendem Applaus für einen gelungenen, unterhaltsamen Abend im Circus.