Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE Alexandre BOUGLIONE
Enghien, 04. Februar 2012

www.bouglione.be
Pünktlich zum Saisonstart des Cirque Alexandre Bouglione hatte der Winter die belgische Region Flandern fest im Griff. Zweistellige Minustemperaturen und Schnee sind im Umland von Brüssel eher selten und keine idealen Voraussetzungen für ein Circusgastspiel.
Das rot-weiß gestreifte Viermasten-Chapiteau leuchtet in der Wintersonne. Ein weißes Vorzelt  ist ihm vorgebaut und mit einem Tunnel sind die beiden Zelte verbunden. Die große, dekorative reich verzierte Fassade wird von dem Oberlicht-Kassenwagen flankiert. Drei weitere, dekorativ renovierte Circuswagen sind im Frontbereich platziert. Die meisten Transportfahrzeuge tragen das neue Farbschema, cremeweiß mit blauen Absetzungen und roter Beschriftung.
Im Chapiteau wurde die große Video-Leinwand über dem breiten Artisteneingang aus blauem glitzerndem Stoff, die erstmals während des Festivals in Brüssel eingesetzt wurde, beibehalten. Auf ihr werden neben einem Foto des auftretenden Artisten dessen Namen und Herkunftsland eingeblendet. So wird ein Monsieur Loyal in moderner Form ersetzt.

Die prachtvollen, reich mit Pantherfiguren und Elefantenköpfen verzierten, blau-goldenen Logen und ein blaues Holzbankgradin stehen den Besuchern zur Verfügung.

Das diesjährige Programm steht unter dem Motto „Viva Latino“ und bringt schwungvolle klassische Circuskunst in die Manege.
In bewährter Form eröffnet Nicolas Bouglione mit seinen Pumas und Leoparden das bunte Spiel. Sprungkraft, Schnelligkeit und Vertrauen zwischen Mensch und Tier kennzeichnen diese harmonische Dressurfolge. Sehr viel enger direkter Kontakt der Leoparden zu ihrem Dompteur wird vom Publikum mit Applaus bedacht.
Rasant präsentieren die drei Geschwister Nistorov ihre Gruppenjongloage. Vielfältige Pasings mit Keulen werden routiniert ausgeführt. Natürlich ergänzen Soloaktionen mit kleinen Bällen weiterhin den Ablauf. Publikumswirksam endet dieser Auftritt mit der Jonglage von hell lodernden Fackeln.
Als Höhepunkt und Abschluß des Programms bietet die Truppe, nun zu viert, ihre bestens bekannte Rollschuh-Darbietung. Viele wesentliche Tricks des Genres werden in souveräner Manier gezeigt. Die stimmige Choreographie verleiht dem Auftritt zusätzlichen Drive und lässt die Artisten hervorragend beim Publikum ankommen.

Clown Rony ist mit seinen Späßen auch in dieser Saison im Cirque Alexandre Bouglione zu erleben. Aus seinem großen Repertoire verschiedener Reprisen und Entrees sehen wir  aktuell den Applauswettbewerb, als Exhibitionist wird die Pause avisiert. Mit dem Oberrequisiteur interagiert er mit dem Gummiband und beim reinigen der Piste.
Die Filmszene ist das diesjährige große Entree. Zusammen mit vier Zuschauern werden die bekannten Gags in flottem Spiel zur Erheiterung der Anwesenden zu Gesicht gebracht.
Peter Taylor (Balder) komplettiert mit seiner Hunde-Kommödie die Auftritte der Sparte Humor. Als Postbote kämpft er gegen die Tücke des Objektes und die Streiche an, die seine drei Hunde ihm spielen. Stürze über umgeworfene Pakete gehören genauso dazu, wie ein „herausgerissenen“ Jackenärmel oder ein Terrier der fest verbissen in den Gurt der Posttasche umhergewirbelt wird.
In den nächsten Tagen wird das Programm durch eine Pferdefreiheit mit sechs Friesen und eine Hohe Schule ergänzt. Sandro Krämer wird diese beiden equestrischen Darbietungen in die Manege bringen.
Auf den attraktiven Auftritt von Elefant Jenny - in den letzten Jahren der einzige Elefant in einem in Belgien reisenden Circus- müssen die Besucher künftig verzichten, er wurde zu Jahresbeginn an einen belgischen Zoo abgegeben. Eine Gesetzesänderung in Belgien schreibt so große Auslaufflächen vor, dass der Circus sich außerstande sieht, die Vorgaben erfüllen zu können.

Lilly und Florin Tudor arbeiten in dieser Saison ihre erstklassige Perche-Darbietung. Kraftvoll stemmt der Porteur die hohen Stangen mit seiner Partnerin an der Spitze auf seine Stirn. Immer wieder eindrucksvoll ist das überqueren einer Leiter mit der im Handstand auf der Perche verharrenden Partnerin.
In einem weiteren Auftritt arbeitet Lilly Tudor eine überzeugende Kür am Ringtrapez. Elegante weite Flüge wechseln mit riskanten Abfallern und gekonnten Halteposen ab. Kraftvoll demonstriert die Artistin ihr umfangreiches Können auch in diesem Genre.
Für Verblüffung im weiten Rund sorgt das Duo Lumei mit seinem Quick Change. In bekannter Manier wechselt das Paar in Windeseile die Kostüme. Diese sind in ihrer Optik durchgängig dem Thema „Spanien“ zugeordnet. So sind die Kleider der weiblichen Partnerin in Mustern und Schnitt im Flamenco-Stil gehalten. Ein Kabinett im Hintergrund der Manege ist mit einem überdimensionalen Fächer dekoriert. Der männliche Part wandelt sich bei seinen Kleiderwechseln vom stolzen Don zu einem Matador.

Anouchka Bouglione präsentiert ihre Hula Hoop-Darbietung in glamouröser Aufmachung. Zu Beginn und zwischen den einzelnen Tricks der gekonnt präsentierten Nummer werden kurze Tangosequenzen mit Ehemann Sandro Monteiro eingefügt. Attraktiver Schlußpunkt des Auftritts ist das beherrschen von drei mit Fackeln bestückten Reifen.
Sandro Monteiro ist mit seiner hervorragenden Rola-Rola Nummer, nach einer Knieoperation im vergangenen Herbst, nun wieder in die Manege zurückgekehrt. Routiniert werden die attraktiven Balancen auf den unterschiedlichen Requisiten ausgeführt. Auf dem hohen Piedestal türmt Sandro Monteiro schließlich acht Rollen und Walzen zu einer mannshohen Säule und hält sicher in großer Höhe das Gleichgewicht auf dem fragilen Untergrund.


Passend zum Motto wird das große Finale zu einem fröhlich ausgelassenen Fest. Zu mitreißenden Samba-Klängen tanzen die Mitwirkenden in der Manege. Kleine Zugaben und namentliche Vorstellung ergänzen den schwungvollen Programmausklang. Beim Premierenpublikum kommt das neue Programm ausgezeichnet an und mit langanhaltendem Applaus verleiht man seiner Zufriedenheit Ausdruck.
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