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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ALEXANDRE BOUGLIONE
Blaton, 05. März 2016

www.bouglione.be
Der Cirque Alexandre Bouglione war in Blaton, die Gemeinde gehört zur etwa fünfundzwanzig Kilometer westlich von Mons gelegenen Kleinstadt Bernissart, zu Gast. Im Zentrum der Ortschaft, unmittelbar neben der Kirche war der Circus aufgebaut.
In einer kleinen Parkanlage fanden das rot-weiß gestreifte Viermasten-Chapiteau sowie die Stallungen Platz. Der dekorativ gestaltete Kassenwagen, die Circusrestauration und einige Materialtransporter sind dicht um das Zelt angeordnet, während das Gros der Fahrzeuge auf einer Freifläche auf der gegenüber liegenden Straßenseite steht. Die Wagenkästen sind cremefarben, die Fahrgestelle königsblau lackiert und in großen roten Lettern ist der Circusnamen auf den Seiten angebracht. Einen besonderen Blickfang im Fuhrpark des Cirque Alexandre Bouglione bilden drei hervorragend restaurierte, historische amerikanische Trucks.
Auf Grund der räumlichen Enge des Geländes konnten die prächtige Front und das Vorzelt nicht aufgebaut werden und so führt der Weg zwischen Kasse und Restaurationswagen direkt ins Spielzelt.
Hier nimmt der phantasievoll designte Artisteneingang den Blick gefangen. Große, dreidimensionale Palmen säumen die mit goldenen Borden verzierte Gardine und in kräftigem orange leuchtet der Namenszug von der oberen Traverse ins weite Rund. Neue, reich verzierte Logenboxen wurden zu Saisonbeginn erstellt und ein fünfreihiges Bankgradin komplettiert das Platzangebot.

Mit einem schwungvollen Charivari startet die diesjährige Produktion. Clown Jonny Bogino lässt mittels einer Fernbedienung die Scheinwerfer aufleuchten und erweckt nach und nach die in der Manege verharrenden Artisten zum Leben, woraufhin diese Kostproben ihres Könnens geben. Aus diesem bunten Bild heraus nimmt die Darbietung von Tatiana Zheglova am Luftring ihren Beginn. Kraftvoll und elegant arbeitet die junge Frau eine umfassende Auswahl der gängigen Tricks des Genres. Mit einem rasanten Zahnhangwirbel – mit Vorteil – endet der Auftritt spektakulär. Im zweiten Programmteil erleben wir die versierte Artistin mit einer fulminanten Pole-Dance Darbietung. Vielseitige und anspruchsvolle Figuren werden mit großer Selbstverständlickeit in erstklassiger Ausführung gearbeitet.
Clown Jonny Bogino ist die omnipräsente tragende Figur in der Show. In seinen zahlreichen Auftritten bringt er viele bekannte Reprisen und Szenen zu Gesicht. So wird u. a. das Licht in einen Eimer „gekehrt“ und das bestens bekannte Spiel mit Popcorn getrieben. Per Fernbedienung lässt er seinen Gegenspieler, den gestrengen Oberrequisiteur Rony mitten in der Bewegung erstarren und die Reise nach Jerusalem kommt naturgemäß bei den jungen Mitspielern besonders an. Als Exhibitionist verkündet er die Pause und mit einer riesigen Kamera wird ein sehr spezielles Portrait eines Logengastes aufgenommen. Schließlich jongliert der Clown routiniert mit Tennisbällen.

Anouschka Bouglione arbeitet auch in dieser Spielzeit ihre mitreißende Hula-Hoop Darbietung. In vielerlei Variationen lässt die charmante Artistin die Reifen um ihren Körper rotieren.
Ihr Bruder Nicolas bringt seine verspielte Hundemeute in die Manege. Sechs schwarz-weiße Hunde unterschiedlicher Größen und Rassen sind eifrig bemüht ihr erlerntes Können zu zeigen. Viele unterschiedliche Sprünge bilden den Schwerpunkt der temperamentvollen Darbietung.
Neu im Reigen der hauseigenen Tierdressuren ist eine Freiheit von sechs Shetland Ponys.  Routiniert absolvieren die Minipferde ihre Touren, ehe sie von einer Einzelfreiheit abgelöst werden. Nach einigen Lauffiguren folgen selten gezeigte komödiantische Tricks. Drei in der Manege platzierte Stühle werden von dem Hengst durch einen Kopfstoß nach vorn umgekippt und in einer weiteren Aktion durch einen gezielten Tritt mit einem Vorderhuf wieder in die ursprüngliche Position zurück befördert. Mit einem Da Capo Steiger finden die Pferdevorführungen ihren Abschluss.
In einem weiteren Auftritt erleben wir die prächtigen Kamele des Circus.
Linda Bouglione bringt vier temperamentvolle Lamas in den roten Ring. Mit Pailletten besetzten Halftern und Halsbänder glanzvoll herausgeputzt, bieten die Neuwelt-Kameloiden ihr erlerntes Können dar. Abwechslungsreiche Lauffiguren, abliegen und der Stand auf einem Tonneau erfolgen souverän und mit eleganten Barrieresprüngen klingt der Auftritt aus.
Der zweite Programmteil beginnt mit den Groß-Illusionen der „Magic Bouglione“. Clown Rony, in „feinem Zwirn“ sowie mittels Brille und roter Perücke optisch stark verändert, präsentiert nun die Magic-Tricks mit den beiden, im Hippie-Look gestylten Assistentinnen. Temperamentvoll geht das Trio zu Werke und lockert den Auftritt mit Comedy auf.

Caroline Niemen präsentiert, auf einer extrem hohen und elegant geformt Trinka liegend, ihre Antipodenspiele. Gekonnt lässt die italienische Artistin zuerst verschiedene Rollen über ihre Füße und Hände gleiten. Anschließend werden bis zu vier Basketbälle sicher in der Luft gehalten und abschließend per Fußkick im Korb platziert. Die Fußjonglage eines großen Kreuzes, mit lodernden Fackeln an den Enden, beendet den Auftritt spektakulär.
Im zweiten Programmteil erleben wir Caroline Niemen am Schwungtrapez. Nach einigen Haltetricks am ruhenden Requisit wird der größte Teil der Nummer in hohem Tempo am weit ausschwingenden Trapez gearbeitet. Zahlreiche Balancen und risikoreiche Abfaller werden – longengesichert – in publikumswirksamer Weise erstklassig ausgeführt.
Eine Weitere Luft-Darbietung präsentiert Aljosha Coatti an den Tuchstrapaten. Der Auftritt ist gekennzeichnet von zahlreichen, sehr elegant ausgeführten, raumgreifenden Flügen durch die Kuppel des Chapiteau.
Den artistischen Höhepunkt der Show bietet Reinaldo Monteiro mit seiner exzellenten und leistungsstarken Arbeit auf der Rola-Rola. Souverän werden die unterschiedlichen Balancen auf dem labilen Untergrund gemeistert. Viele Höchstschwierigkeiten des Genres werden perfekt ausgeführt und schließlich türmen sich acht Rollen und Zwischenlagen zu einem mächtigen Turm unter dem Artisten, der auch in dieser Höhe die Balance hervorragend ausführt.
Im flott ablaufenden Finale verabschiedet sich das komplette Ensemble vom zufrieden gestellten Publikum, dass die Akteure mit langanhaltendem, lebhaften Beifall feiert. Der Cirque Alexandre Bouglione bietet auch in dieser Saison wieder ein sehenswertes Programm, in dem der klassische Dreiklang aus Tieren, Clowns und Akrobaten in einer ausgewogenen Mischung zum tragen kommt.