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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ALEXANDRE BOUGLIONE
Namur, 03. April 2015

www.bouglione.be
Zu Ostern gastiert der Circus Alexandre Bouglione traditionell in Namur. Hoch über der Metropole am Oberlauf der Meuse bietet die „Esplanade de la Citadelle“ den passenden Rahmen.
Der weitläufige Platz lässt einen großzügigen Aufbau zu. Der Frontzaun, in creme und blau lackiert, ist mit goldenen Ornamenten und Lichterketten geschmückt. Die prächtige Kasse und ein stilvoll restaurierter Wohnwagen flankieren die Front. Die linke Platzseite ist den einheitlich lackierten und beschrifteten Transportern und die andere Seite den Wohnwagen vorbehalten. Viele Fahrzeuge stehen noch als Schutzwall gegen den schweren Sturm, der drei Tage zuvor wütete, dicht ums Zelt. Stallungen und Freigehege der Pferde, Kamele und Lamas haben ihren Platz hinter dem Chapiteau.
Als Spielzelt dient seit einigen Jahren ein rot und weiß gestreifter Viermaster von achtundzwanzig mal fünfzwanzig Metern. Der Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz im gemütlichen Vorzelt.
Beim Eintritt ins Chapiteau nimmt der neue phantasievoll designete Artisteneingang den Blick gefangen. Große, dreidimensionale Palmen säumen beide Seiten der üppig mit goldenen Borden verzierten Gardine und in orange-blau glitzernden Lettern leuchtet der Namenszug des Circus von der Quertraverse ins weite Rund. Vier breite dekorative Stoffbahnen sind von den Masten in die Kuppel gespannt und geben dem hohen Raum Ambiente.
Die mit reichem goldfarbenen Zierrat versehenen Logen und ein fünfreihiges Bankgradin füllen den Raum um die Manege restlos aus.

Unter dem Motto „Jungle“ bietet die diesjährigen Produktion des Cirque Alexandre Bouglione hervorragende Unterhaltung. Erstklassige Artisten, Tierlehrer und Clowns werden nicht zuletzt durch eine exzellente Lichtregie, die auch in dieser Spielzeit wieder in den bewährten Händen von Reinaldo Monteiro liegt, perfekt in Szene gesetzt.
Rhyhtmisches trommeln und ein buntes von Tanz geprägtes Schaubild, an dem das gesamte Ensemble beteiligt ist, lässt die Vorstellung farbenfroh und temperamentvoll beginnen.
Reinaldo Monteiro nimmt in seinem furiosen Rola Rola Act den Schwung gekonnt auf und sorgt zugleich für Nervenkitzel im Zuschauerraum. Erstklassig bietet er seine risikoreichen Balancen auf der Rolle und mit jedem Trick erhöht sich der Schwierigkeitsgrad seiner Evolutionen. Schließlich türmen sich sieben Rollen und Zwischenlagen zu einem hohen labilen Turm auf dessen Spitze der erfahrene Artist souverän die Balance hält.
Gleich im Anschluss präsentiert Anouschka Bouglione ihre mitreißende Hula Hoop Darbietung. In vielfältigen Variationen lässt die charmante Artistin die Reifen um ihren Körper kreisen.
Clown Rony zeigt seine Späße auch in diesem Jahr wieder in der Bouglione Manege. Als „Wilder aus dem Urwald“ demonstriert er seine gewaltigen Kräfte. Eisen – einen Drahtkleiderbügel – verbiegt er so leicht, als habe er einen Strohhalm in der Hand und die schwersten Handeln werden mühelos gestemmt. Jedenfalls solange, bis der Bouglione-Nachwuchs den Schwindel auffliegen lässt. Im Amorkostüm greift er zu Pfeil und Bogen, allerdings stellt sich nicht immer der gewünschte Effekt ein. Als Großwildjäger präsentiert er eine fürchterliche „Bestie“, die in einer großen hölzernen Transportkiste wütet. Seil springen mit zwei Zuschauern und der „weiße Hai“ in der Badewanne sind die Themen weiterer Reprisen. Der Klassiker „musizieren verboten“, in dem ein weiteres Musik-Abspielgerät in der Tonne landet, komplettiert die Auswahl der gebotenen Sketche.

Die hauseigenen Dressurnummern sind ein fester Bestandteil der Programme dieses Circus. Zum einen sehen wir Monsieur Nicki als Vorführer eines schwungvollen Groß-und-Klein. Ein Friese und ein geschecktes Pony harmonieren mit einander und ihre Aktionen finden beim Publikum lebhaften Anklang. Ein gelungener Steiger des Ponys beschließt den Auftritt.
Direktor Alexandre Bouglione lässt vier prachtvolle Steppenkamele ihr erlerntes Können zeigen. Mit großer Souveränität leitet der erfahrene Dompteur die Trampeltiere zu ihren vielen verschiedenen Abläufen an.
Linda Bouglione bringt vier temperamentvolle Lamas in den roten Ring. Halfter, Halsbänder und Fessel-Manschetten der Neuwelt-Kameloiden sind mit Pailletten besetzt und eine große dunkelrote Stoffrose am Hals schmückt die prachtig herausgeputzten Tiere. Abwechslungsreiche Lauffiguren, abliegen und Stand auf einem Tonneau erfolgen sicher und mit eleganten Barrieresprüngen klingt die Darbietung aus.
Fünf muntere schwarz-weiße Hunde unterschiedlicher Größe hören auf die Kommandos von Juniorchef Nikolas Bouglione. Unermüdlich und voller unbändiger Energie sind sie mit überschäumender Spielfreude bei der Sache und präsentieren Sprünge in zahllosen Variationen.
In einem weiteren Auftritt sehen wir Nikolas Bouglione zusammen mit seiner Partnerin Ofelia Nistorov mit einer glamourösen Magic Show. Die effektvolle Präsentation der ansprechenden Tricks kommt bestens an. Abschließend lässt der Magier mehrere Pudel verschiedener Fellfarben aus einem Zauberapparat erscheinen; als zudem eine weitere Assistentin aus dem nicht allzugroßen Requisit erscheint, ist die Verblüffung auf den Rängen komplett.

Leistungsstarke Darbietungen prägen den akrobatischen Bereich des Programms.
Mansano aus Kuba beeindruckt mit einer ausgereiften Darbietung am Chinesischen Mast. Eine enorme Anzahl kräftezehrender Haltetricks arbeitet der dynamisch agierende junge Mann in Perfektion .
Mademoiselle Joana präsentiert ihre vielfältigen Handstandfiguren auf einem permanent drehenden Piedestal. Elegant, mit weichen fließenden Übergängen werden die jeweiligen Figuren verbunden. Etliche Kontorsionsabläufe fließen in die Darbietung ein und lockern die Abfolge der anspruchsvollen Handstände gelungen auf.
Mila Valla Bertini bietet mit ihrem Act an den Strapaten eine erstklassige Darbietung in der Kuppel des Bouglione-Chapiteau. Weite Flüge füllen den Raum und vermitteln den Traum vom fliegen. Rasante Abfaller und riskante Balancen, beispielsweise ein freihändiger Spagat bieten den erforderlichen Nervenkitzel.

Marco Lorador donnert mit gewaltigem Getöse auf einem feuerroten Trike und der Partnerin auf dem Sozius in den roten Ring. Mit silbernen Keulen entfacht der im Outfit eines harten Rockers auftretende Tempojongleur ein wahres Feuerwerk. Sicher folgen die vielen abwechslungsreichen Routinen aufeinander. Auf einer erhöhten Plattform am Heck des Motorrads demonstriert der Jongleur eindrucksvoll, dass er das besonders schnelle drehen der Keulen gleichfalls beherrscht. Routinen mit bis zu sieben Tennisbällen runden den gelungenen Auftritt ab.
Als Final-Darbietung bietet „Laserman“ Marco Lorador ein zur Zeit populäres, neues und in einem klassischen Circusprogramm exotisches Element, dass nicht nur von den jungen Zuschauern mit Begeisterung aufgenommen wird. Die in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Lichtstrahlen werden in vielfältigen Mustern und zu den unterschiedlichsten Figuren manipuliert.
Mit einer Flaggenparade aller Mitwirkenden nimmt das Finale seinen Beginn. Ein Jeder wird noch einmal namentlich vorgestellt, dann nehmen die Artisten ihre abschließende Formation ein und lassen sich von den restlos begeisterten Zuschauern mit frenetischem Applaus feiern.
Erstklassige Darbietungen, die in einem hervorragenden Ambiente gekonnt in Szene gesetzt wurden, ihre Wirkung erhöht sich noch einmal durch den intimen Rahmen des Chapiteaus, der die Besucher hautnah am Geschehen teilhaben lässt, ergeben eine stimmige, mitreißende Show die allerbestens unterhält.