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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Alexandre BOUGLIONE  
Namur, 11. April 2009

www.bouglione.be
Alljährlich zu Ostern gastiert der Circus Alexandre Bouglione in Namur auf der Esplanade der Zitadelle. Dieser große Circusplatz liegt hoch über der Stadt und ist ohne Auto beinahe nicht zu erreichen. Weiträumig ist der Circus aufgestellt und offenbart einen umfangreichen Materialbestand. Auch die mitgeführte Menagerie wurde im Verlauf des letzten Jahres erweitert.
Aufgebaut ist ein modernes rot-weißes Chapiteau italienischer Prägung, sowie passendes Vorzelt mit Tunnel. Es ist das kleinere der beiden Chapiteaus des Circus; das größere wird nur in Brüssel eingesetzt. Eine moderne dekorative Fassade, flankiert von einem nostalgisch gestalteten Kassenwagen und einem bunt bemalten Wohnwagen laden zum Besuch ein.

Das Chapiteau wird im Innern beherrscht von einem großen, aus dunkelrotem Stoff gestalteten Artisteneingang. Drei Reihen Stühle in den Logen und das einfache fünfreihige Gradin bieten den zahlreichen Besuchern dieses Tages Platz. Eine moderne und sehr üppig bestückte Lichtanlage fällt ins Auge und beeindruckt nicht wegen ihres Umfanges, sondern durch ihren außerordentlich geschickten Einsatz.
Im Cirque Bouglione pflegt man die französische Tradition erstklassige Sprechstallmeister einzusetzen. Seit einigen Jahren füllt Pierre Paillé diese Rolle eindrucksvoll und perfekt mit unnachahmlicher Grandezza aus. Er versteht es, die Artisten angemessen anzukündigen und verkörpert im Zusammenspiel Clown Ronnie wunderbar den autoritären Manegenchef.


Als ersten Akteur darf er Juniorchef Nicolas Bouglione ankündigen. Drei Pumas, zwei gefleckte und ein schwarzer Panther bilden die hauseigene Raubtiergruppe. Beeindruckende weite Sprünge sowie diverse Hochsitzer kennzeichnen diese Dressur und abschließend zeigt ein Leopard einen Lauf auf den Hinterbeinen. In der besuchten Vorstellung verursachte der schwarze Panther einige Unruhe und verlangte seinem Dompteur viel Umsicht, Mut, Können und Einsatz ab, die Nummer in normalen Bahnen zu Ende arbeiten zu können.
Den Käfigabbau überbrückt Clown Ronnie in der beschriebenen Manier mit seiner Version des verbotenen musizierens. Außer weiteren Reprisen ist er erstmals bei Bouglione in einem Entree zu erleben. Sein Variante des 'Orchester' ist recht eng an sein Vorbild David Larible, den das belgische Publikum allerdings nicht live kennt, angelehnt.

Einige Auftritte steuern die Schwestern Ethel und Francia Biasini bei. Zunächst zeigen sie eine hübsche Antipodenjonglage mit Walzen und Bällen. Effektvoll der Abschluss mit einem Fackelkreuz. Eine Säbelbalance wird im Zigeunerstil präsentiert.
Effektvoll präsentiert Ethel Biasini eine anspruchsvolle Trickfolge an Strapatentüchern. Hier passt einfach alles zusammen - Leistung, Kostüm, Musik, Licht - bilden eine hervorragende Symbiose. An unserem Besuchstag war Juniorchefin Sue Ellen Bouglione-Sforzi verhindert und Ethel Biasini ritt in Vertretung Hohe Schule. Elegant, sehr sicher und eindrucksvoll hat sie diese Aufgabe gemeistert.
Wieder einmal sind die Gaspard in der Bouglione Manege zu sehen. Mit ihrem komischen Taxi bringen sie einen clownesken Klassiker zu Gesicht. Dann ganz großes Kino in der Provinz - Las Vegas in Namur. Zu dritt arbeiten die Herren auf der Rola. Zunächst zeigen die beiden Söhne einige Tricks, bevor ein 'betrunkener älterer Zuschauer' par tout mitmachen will. In dieser Rolle zeigt Vater Gaspard beachtliche Leistungen bevor die Maskierung fällt und die drei synchron manegenfüllend arbeiten. Höhepunkt ist die 360 Grad Drehung auf einem Stapel aus acht Rollen und Röhren, die Sandro Monteiro in enormer Höhe vorführt.
Vor der Pause präsentiert Nicolas Bouglione die große afrikanische Elefantenkuh Jenny. Wie stets wird ein tiergerechtes Repertoire an Tricks willig und flott  von dem erfahrenen Tier gearbeitet.

Das Programm wird unter dem Titel „frénésie Tzigane“ - Zigeuner-Phantasie-, präsentiert und Pierre Paillé kündigt zum zweiten Programmteil die 'Bouglione Junioren der siebten Generation' an. Im folgenden wird die Zigeuner-Inszenierung, die im letzten Herbst in Brüssel Premiere hatte, geboten. Dieser kürzere der beiden Programmteile ist durchgängig gestaltet und wird vom Ballett,in diesem wirken alle Artisten mit, eingeleitet. Anschließend präsentiert Angela Milla-Canestrelli zwei Esel im Zusammenspiel mit zwei Lamas. Diese Dressurschöpfung wurde vom Schweizer Circus Medrano übernommen, genauso wie die Gruppe der vier Hinterwälder Ochsen, die Riccardo Canestrelli nun in die Manege bringt. Sämtliche Tiere zeigen einen ausgezeichneten Pflegezustand. Ruhig und umsichtig agieren ihre Vorführer und beide Gruppen zeigen willig ihr erlerntes Repertoire.

Auch die Hohe Schule ist in diesen Zigeuner-Block integriert, genauso wie die bereits erwähnte Säbelbalance. Anouschka Bouglione-Monteiro präsentiert ihre Hula Hoops im entsprechenden Look. Krönung und Abschluss ihrer Evolutionen ist das drehen von drei Feuerreifen. Die Cavalerie des Circus, vier Pinto-Schecken die vom Circus Amar der Brüder Falck übernommen wurden, bringt Riccardo Canestrelli in die Manege. Routiniert laufen die Pferde ihre Figuren.

Für die kommende Winterspielzeit, die am achtzehnten September in Brüssel startet, kündigte die Direktion an, dass man wiederum einen Programmteil komplett unter einem Motto gestaltet präsentieren werde. Die umfangreichen Vorarbeiten sind bereits in vollem Gange.
Natürlich findet auch das Finale im mit passender Musik und Show im Zigeunerstil statt. Monsieur Loyal Pierre Paillé bedankt sich für den Besuch und verabschiedet sich bis übers Jahr. Dann kommt die achte Bouglione Generation zu ihren ersten Minuten in der Manege. Franziska, die etwa zweijährige Tochter von Anouschka Bouglione und Ehemann Sandro Monteiro erobert die Herzen des Publikums und beweist, dass sie ihr Kompliment bereits beherrscht.