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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS ALDONI - ORION
Birkenfeld, 30. April 2016

In den ersten Wochen der noch jungen Saison bereiste der Circus Aldoni – Orion der Familie Frank Rheinland-Pfalz. In der Hunsrück Gemeinde Birkenfeld ergab sich die Gelegenheit zu einem Besuch des schmucken Unternehmens, das mit einem abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Programm aufwartet.
Zwangsweise musste der Circus mit einer nicht sehr einladenden Wiese am Ortsrand vorlieb nehmen, da der von der Verwaltung zugesagte Festplatz für 1. Mai Feierlichkeiten blockiert war.
Die wunderschön bemalte kleine Fassade fällt dem Besucher sofort positiv ins Auge. Ein blau-gelber Viermaster ist als Spielzelt aufgebaut. Das Vorzelt musste auf Grund der beengten Platzverhältnisse auf dem Transportwagen bleiben, So dass nur der blau-gelbe Viermaster aufgebaut werden konnte. Durch diese Widrigkeiten standt der kombinierte Kassen- und Verkaufswagen der Restaurationdirekt hinter der Fassade im Freien. Alle Wagen und Auflieger sind in weiß mit blauen Absetzungen lackiert. Für die Pferde des Circus ist ein großzügiger Stall aufgebaut. Die Transporte der Familie Kaulis fanden gleichfalls hinter dem Zelt Platz. Die Wohnwagen der Familie Frank mussten auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgestellt werden.
Der große, halbkreisförmige Artisteneingang mit der umlaufenden Beleuchtung fällt im Chapiteau gleich ins Auge. Fünf Reihen eines Bankgradins und zwei Reihen Logenstühle sind bereit die Besucher aufzunehmen. Auf einer Bühne seitlich des Artisteneingangs hat die zweiköpfige Circus-Band, die in wechselnder Besetzung das Programm zu größten Teilen live begleitet, ihren Platz.

Klaus Kaulis obliegt zu Vorstellungsbeginn die Begrüßung des Publikums. Der erfahrene Manegensprecher führt im weiteren Verlauf der Veranstaltung in seiner unverkennbaren Art durch das Programm. Er versteht es, in anschaulicher Weise eine Reihe interessanter Informationen und Hintergründe zu vermitteln.
Temperamentvoll beginnt die Vorstellung mit einer Doppelfreiheit Ponys. In hohem Tempo umrunden die Minipferde zur Freude der Kinder die Manege.
Wenig später präsentiert ihr Vorführer Alois Frank seinen Hund „Duplo“. Hohe weite Sprünge über bis zu vier Klappstühle bilden das Herzstück des Auftritts. Ein drittes Mal erleben wir den erfahrenen Dresseur im zweiten Programmteil, nun präsentiert er einen Vierer-Zug Shetland Ponys. Vielfältige Lauffiguren werden in erstklassiger Weise ausgeführt. Ohne sichtbare Zeichengebung umrunden die Pferde auf einem engen Zirkel ihren Vorführer.

Ebenfalls drei Auftritte absolviert Miss Madelaine. Schwungvoll geht es bei ihrer Hula Hoop Darbietung zu. Die genreüblichen Abläufe werden flott geboten und verschiedene Kautschuk-Elemente lockern die bekannten Abläufe in angenehmer Weise auf.
Kraftvoll und gekonnt arbeitet die junge Artistin eine umfassende Trickfolge am Vertikalseil. Mit einem strahlenden Lächeln präsentiert sie in guter Ausführung ihr Repertoire und mit einem einarmig ausgedrehten Wirbel findet der Auftritt seinen gelungenen Höhepunkt. Zuletzt erleben wir Madelaine mit einer trickstarken Kautschuk-Nummer. Mit scheinbarer Leichtigkeit nimmt sie die verschiedensten Positionen ein und hebt, sich rücklings biegend, eine Blume mit dem Mund von ihrem Piedestal auf.
Die Clowns Willem und Ernesto verbreiten Heiterkeit. Sie brillieren auf der Trompete, bzw. dem Saxophon und ihre Gags zünden beim Publikum.
In einem weiteren Clowns-Auftritt erfreuen „Max und Moritz“, alias Eveline und Loreen mit ihren Streichen die Zuschauer. Immer wieder zu Unrecht verdächtigt „Max“ Logenbesucher ihm einen Schabernack gespielt zu haben bis schließlich der wahre Übeltäter entdeckt ist.

Bobo Kaulis arbeitet zu Programmbeginn seine Teller-Nummer. Im Habitus eines Bauarbeiters, dieser wurde gerufen um die Manege zu richten, wird die stimmig gestaltete Darbietung – die Requisiten sind alle an das Thema angepasst – absolviert. Nach und nach finden die Teller ihre Position auf den Stäben. Anstelle der Löffel die in Gläser fliegen werden hier als weitere Aktion „Backsteine“ im quer – nur durch den Anpressdruck gehalten – gestapelt.
Den Höhepunkt des Programms erleben wir vor der Pause mit „Batama's Reptilienshow“. Mit Feuerspielen von Bobo Kaulis nimmt der Auftritt seinen Beginn. Anschließend werden drei große Netzpythons in die Manege gebracht. Seine attraktive Partnerin Lana Holz zeigt einen gelungenen Scherbenlauf, dann hat „Frau Meier“ ihren großen Auftritt. Der Mississippi-Alligator zeigt sich äußerst handzahm und ruht schließlich auf dem bloßen Oberkörper des Fakirs, der seinerseits auf einem Nagelbett ruht.

Mario Frank, der „Mann mit dem eisernen Kinn“ beeindruckt mit Stuhlbalancen. In den verschiedensten Positionen blanciert er gewöhnliche Holzstühle auf seiner Kinnspitze aus. Schließlich sind es sieben in einander gehakte Stühle, die auf dem Kinn ruhen. Abschließend nimmt das jüngste Mitglied der Truppe, die etwa dreijähige Sharazan zwischen den Beinen eines umgedrehten Stuhles Platz und wird mit diesem ausbalanciert.
Miss Marianne tanzt auf dem Seil. Verschiedene Schrittfolgen wechseln sich mit zahlreichen akrobatischen Übungen ab. Das umfangreiche Repertoire schwungvoll und sicher ausgeführt.
Das „Duo Comanchero“ gestaltet mit seiner furiosen Western-Show das finale Highligt des Programms. Sicher und gekonnt werden die Messer rings um die Partnerin im Brett platziert. Diese arbeitet nach jedem Durchgang Tricks mit dem Lasso. Nach den Würfen mit Morgensternen, die die Spannung im Publikum erhöhen, erfolgen Schüsse mit einer Armbrust. Aus sehr großer Distanz, quer durch die komplette Manege, abgefeuert, zerstören die Pfeile die Ballons und dringen tief ins Holz des Messerbrettes ein. Einmalig dürfte der Schlusstrick des Duo sein, zu dem vier brennende Tomahawks ihr Ziel finden.
In einem kurzen Finale verabschiedet sich die Truppe von einem zufriedengestellten Publikum. Die Chefin des Hauses, Rosita Frank-Kaselowski verabschiedet sich mit wohl gesetzten Worten von den Besuchern und ihrem Schlusssatz ist nichts hinzu zu fügen: „....und wenn sie das Gesehene zusammen fassen, müssen auch Sie sich eingestehen, echten Circus kann man nur im Circus sehen“.