Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
CIRCUS ALBERTI
Koblenz, 04. August 2012

www.circus-alberti.eu
Zu einem zweiwöchigen Gastspiel ist der Circus Alberti von Stefan Frank in die Stadt an Rhein und Mosel gekommen. Besten Familiencircus mit hohem Unterhaltungswert, geboten von einer engagiert auftretenden Circusfamilie, können die Koblenzer und Bewohner der angrenzenden Gemeinden zum Ende der Ferien erleben.
In einem stark frequentierten Gewerbegebiet steht der Circus zwischen Super- und Baumärkten aufgebaut. Die drei Frontwagen sind in Airbrushtechnik aufwändig mit Circusmotiven gestaltet. In den mittleren Wagen, große Klappelemente bilden die Fassade und zahllose Glühbirnen formen den Circusnamen, sind die Kassenschalter integriert. Ein dekorativer Zaun, dessen üppige Beleuchtung die Fassade in der Dunkelheit magisch erstrahlen lässt, steht vor der Front. In exakter Formation sind die Wagen, Auflieger und Zugmaschinen, allesamt in einem blau-weiß marmorierten Dekor gehalten, aufgefahren. Den zahlreichen Bewohnern der artenreichen Menagerie stehen geräumige Gehege zur Verfügung. 
Die Zeltanlagen strahlen in rot mit gelbem Dekor in der Sommersonne. Das Chapiteau trägt auf den vier Mastspitzen und der Kuppel mit Glühbirnen besetzte „Kronen“, die zusammen mit den Lichterketten die Magie des Circus transportieren. Im Chapiteau fällt sofort der große, dekorativ im orientalischen Stil gestaltete Artisteneingang ins Auge, in dessen Mitte die Musiker der Circus-Alberti-Band ihren Platz haben. Die weißen Logen sind mit apartem rotem und goldfarbenem Dekor versehen und mit roten, gepolsterten Klappstühlen bestückt. Ein fünfreihiges Holzbankgradin nimmt den übrigen Raum ein.

Sina Richter heißt das „hoch verehrte Publikum“ herzlich willkommen und führt im Weiteren als sehr versierte Manegensprecherin durch das unterhaltsame und gut strukturierte Programm.
Direktor Stefan Frank eröffnet das bunte Spiel im roten Ring mit einer Freiheitsdressur
. Vier prächtige Pinto-Schecken zeigen unter seiner schwungvollen Peitschenführung ihre vielfältigen Lauffiguren in erstklassiger Ausführung. Nur per Stimme dirigiert, liegen die vier Pferde ab, erheben sich in den Hundesitz und stehen schließlich wieder auf den Hufen. Ein dekorativer vierfacher Kruppensteiger bildet den Höhepunkt dieser feinen Dressurdarbietung. Wenig später lässt Direktor Stefan Frank drei Ziegen ihr Können vortragen. Hinterbeinlauf und Schaukel werden genauso geboten, wie der Balkenlauf über eine Planke die auf den Rücken zweier Pferde liegt.
Leslie Frank ist eine vielseitige Artistin, die mit frischem jugendlichen Charme und gute Leistungen bietend, vor ihr Publikum tritt. Mit einer kurzen Strandszene eröffnet sie ihre schwungvolle Hula Hoop Darbietung, die fröhlich und spielerisch leicht wirkend viele Tricks zu Gesicht bringt. Wenig später folgen fünf Shetland-Ponys dem Kommando der jungen Vorführerin. Die Minipferde beherrschen ihr umfangreiches Repertoire in Perfektion und bei den abschließenden Barrierensprüngen zeigt sich eines, sehr zur Freude der kleinen Besucher, als besonders „schlau“, indem es den Sprung umgeht. Im zweiten Programmteil sehen wir Leslie ein weiteres Mal. Nun brilliert die Artistin mit einer attraktiven Darbietung am Ringtrapez. Kraftvolle Halteposen gepaart mit weiten Flügen und stimmigen Abfallern ziehen die Zuschauer in ihren Bann.

Clown Banane sorgt mit seinen Späßen für Heiterkeit auf den Rängen. Im ersten Programmteil ist er mit einigen Reprisen präsent. Zunächst bringt er einen Staubwedel zum Einsatz, hernach kämpft er gegen die Tücken eines Gummibandes. Drei Herren und eine Dame aus dem Publikum werden auf die bewussten vier Stühle gebeten und, das sahen wir noch nie, gleich bei der Wegnahme des ersten Stuhls vermag der Aspirant nicht in der Brücke zu verharren und landet auf dem Hosenboden. Im weiteren Programmverlauf wechselt der junge Mann sein Outfit und bietet als „Koch Charly“ eine rasante Tellerjonglage. In edler schwarzer Koch-Livrée lässt er letztlich zehn Teller auf ihren Stäben rotieren und befördert mit kühnem Schwung vier Löffel in die zugehörigen Gläser. Den nötigen Drive erhält der Auftritt durch einige mehr oder weniger beabsichtigte Abstürze und den guten Verkauf, zu dem sein Bruder Marcel als eloquenter Moderator des Geschehens beiträgt.
Miss Joana erleben wir mit ihrer schwungvollen Kür am Vertikalseil. Elegant und mit Ausstrahlung arbeitet die Artistin die wesentlichen Tricks des, heutzutage nur noch selten gebotenen, Genres. Viele Absteher und Wirbel folgen in raschem Wechsel und mit dem vollen ausdrehen an einem Arm findet der Auftritt seinen Höhepunkt.

Marcel brilliert mit gekonnten Stuhlbalancen. Auf einem gut zwei Meter hohen Piedestal, dessen Plattform exakt der Größe eines Stuhles entspricht, errichtet er seine Stuhlpyramide und arbeitet sich mit kraftvollen Handständen in die Höhe. Sicher und in erstklassiger Haltung werden Handstände und Waage ausgeführt und viele Zuschauer halten, angesichts der Höhe des labilen Turms, den Atem an.
In einem weiteren Auftritt lässt Marcel seine beiden Hunde ihre große Sprungkraft demonstrieren. Nach einleitendem laufen auf den Hinterbeinen, folgen Sprünge zwischen den gespreizten Beinen des im Handstand stehenden Vorführers hindurch. Nun werden Stühle hintereinander angeordnet und mit gewaltigen Sprüngen bis zu fünf dieser Hindernisse überwunden.
Die „Franconis“, Sina Richter und Shirley Frank, tanzen auf dem gespannten Silberdraht. Sie haben ihre Darbietung im Bollywood-Stil gestaltet und präsentieren zu den treibenden Klängen der Musik eine Reihe erstklassiger Tricks. Mit einem souverän ausgeführten Spagat findet die mitreißende Nummer ihren gelungenen Höhepunkt.

Direktor Stefan Frank, alias Ali ben Hassani, bietet mit seiner Kamelkarawane den finalen Höhepunkt des Programms. Vom Pferd aus lenkt er die vier Trampeltiere zu ihren Figuren. Bis hin zu einem gegenläufigen Fächer werden die variantenreichen Abläufe in flottem Tempo fehlerfrei und ohne zögern ausgeführt. Als Da Capo werden drei abliegende Kamele, die ein Gestell über den Höckern tragen, von einem Lama übersprungen. Abschließend zieht ein Pony seine Bahnen um zwei, auf Tonneaus stehende Kamele und zeigt das tiefe durchstecken des Kopfes bis zur Erde zwischen den gestreckten Vorderbeinen.
Mit einem Feuerwerk beginnt das Finale, in dem alle Mitwirkenden noch einmal vor das Publikum treten und ihren wohlverdienten Applaus entgegennehmen. Der jüngste, gut halbjährige Enkel von Direktor Stefan Frank zeigt sich bereits als geschickter Akrobat, wenn er auf des Opas Hand stehend, dem Publikum präsentiert wird.
Ein äußerst unterhaltsames Circusprogramm wurde uns geboten, sehr gute Leistungen von einer traditionsreichen Circusfamilie gezeigt. Den besonderen Touch erhalten die Vorstellungen durch die stimmige Live-Musik, für die in erster Linie Martino Frank verantwortlich zeichnet. So wird ein Ambiente geschaffen, dass die Darbietungen hervorragend unterstützt, woran auch die geschickte Lichtregie ihren Anteil hat. Einen Besuch des Circus Alberti kann man einem Jeden nur wärmstens empfehlen.
optimiert