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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS AEROS
Gotha, 28. Februar 2015

http://zirkus-aeros.com
Circus Aeros - ein wohlklingender Name von hohem Bekanntheitsgrad in den Neuen Bundesländern, war das Unternehmen doch lange Jahre Teil des DDR Staatscircus. 2005 übernahm die bekannte Circusfamilie Schmidt die Namensrechte.
In Gotha konnte man das respektable Unternehmen auf dem Festplatz der Stadt bewundern. Einladend strahlt die prächtige Fassade den Besuchern entgegen. Der riesige Kassenauflieger erhält durch geschweifte Klappelemente, an den zahllose Lichter leuchten, sein elegantes Aussehen und seine Front ist in exzellenter Weise mit Tiermotiven in Airbrush-Technik gestaltet. Er wird von zwei weiteren, in gleicher Weise dekorierten Aufliegern flankiert. Ein dekorativer Zaun komplettiert die Front.
Das blau-weiß gestreifte Viermasten-Chapiteau hat einen Durchmesser von dreißig Metern. Ein langgestreckter, optisch zum Hauptzelt passender, Stall bietet den vielen Tieren des Circus Aeros eine großzügige Unterkunft. Zahlreiche Pferde, Trampeltiere und weitere Exoten sind hier erstklassig untergebracht.
Der umfangreiche Fuhrpark des Circus besteht größtenteils aus Sattelaufliegern, die auf weißem Grund den in rot gehaltenen Circusnamen tragen.

Eine angenehme, warme Atmosphäre empfängt die Besucher im Spielzelt, dessen Plane innen in einem warmen Rotton erstrahlt. Ein großer, prächtiger Artisteneingang aus dunkelrotem Samt, geschmackvoll mit goldenen Applikationen verziert, beherrscht den Raum. Dekorativ gestaltete Logen, Leuchtpiste und ein geräumiges Bankgradin sind weitere Einrichtungselemente, die für ein harmonisches Gesamtbild sorgen.
Mit einer modernen, ausschließlich mit LED-Technik ausgerüsteten leistungsstarken Lichtanlage wird das Programm gekonnt in Szene gesetzt.

Für den erstklassigen, die Show hervorragend tragenden Sound sorgt das hauseigene dreiköpfige Orchester unter der Leitung von Bernhard Schmidt. Keyboard, Schlagzeug und Trompete werden druckvoll gespielt.
Das Programm des Circus Aeros setzt gekonnt auf die drei klassischen Säulen der Manegenkunst. Die Gestaltung der Show liegt seit dieser Saison in den Händen der jungen Generation der Familie Schmidt.

Mit einer stimmungsvoll im spanischen Stil gestalteten Darbietung auf dem gespannten Silberdraht beginnt die unterhaltsame Spielfolge. Miss Genea bietet eine ausgereifte, trickstarke Kür. Einen besonderen Drive erhält die Darbietung durch die Live Begleitung von Marvin auf der Trompete und zwei Tänzerinnen. Sicher und elegant erfolgen die abwechslungsreichen Schrittfolgen und Balancefiguren.
Die sympathische Manegensprecherin Juliana heißt das „hochverehrte Publikum“ herzlich willkommen, stellt redegewandt ihre Familienmitglieder vor und versorgt die Zuschauer mit vielen interessanten Informationen. Zudem erleben wir die  junge Frau mit ihrer ausdrucksstarken Säbelbalance auf dem Piedestal. Sicher und charmant präsentiert sie ihr Können. Sie balanciert ein Schwert und anschließend eine hohen Stange mit einer Kugel obenauf auf ihrer Stirn und überwindet dabei eine Leiter. Ein Schwert mit drei brennenden Fackeln wird auf der Spitze eines Munddolches über die Leiter getragen. Edle Requisiten, die Plattform auf der sie arbeitet ist im Dekor genau auf den Artisteneingang abgestimmt, unterstützen die Publikumswirksamkeit ihrer Arbeit.

Ganz besondere Erwähnung verdienen die abwechslungsreichen, erlesenen Tiernummern der Spitzenklasse, die in perfekter Manier von vier verschiedenen Dresseuren in die Manege gebracht werden.
Den Reigen der exzellenten Dressurdarbietungen eröffnet Adolf Schmidt, alias „Don Medrano“, mit einem dreifachen Groß-und-Klein. Drei dekorative Tigerscheck Kaltblüter und optisch passende Shetland Ponys, allesamt mit rot-weißen Geschirren und Puschel prächtig ausstaffiert, bieten eine Vielzahl erstklassig ausgeführter Lauffiguren.

Vom Pferd aus führt Christiano vier Steppenkamele vor. Die abwechslungsreiche Dressurfolge wird mit einem fulminanten Vorwärtssteiger unter dem Sattel abgeschlossen.
Ein weiteres Mal kommen die Freunde sehr guter Freiheitsdressuren zu Beginn des zweiten Programmteils auf ihre Kosten. Sechs ausgesucht edle Friesenhengste zeigen sich ohne Geschirre in ihrer vollen Schönheit. Perfekt und beinahe ohne jedes Zutun von Dresseur Ricardo Schmidt werden die mannigfaltigen Figuren absolviert.
Als Da Capo bringt Jerome einen weiteren Friesen in die Manege, der sich als hervorragender Steiger zeigt. Zudem zeigt er das durchbiegen des Kopfes zwischen den Vorderhufen bis zum Boden, geht eine Runde im Spanischen Tritt und zeigt auf einer weiteren Manegenrunde temperamentvoll und hoch gesprungene Galoppwechsel a Tempi.
Alle Dressurdarbietungen laufen mit großer Präzision ab und die geschulte Hand guter Tierlehrer sind unverkennbar. Allen Dressurnummer ist die sparsame Handhabung von Chambriere und Gerte gemeinsam, genauso wie der Verzicht helfender Bereiter im Hintergrund der Manege.

Nicht nur im Bereich der Tierdressuren, sondern auch im artistischen Teil wartet der Circus Aeros mit sehr guten Darbietungen auf.
Clown Pauli, Marvin Schmidt verkörpert die Figur, ist für den Humor zuständig. Zunächst versucht er sich als Seilläufer auf einem am Boden liegenden Tau. Mit den beiden zu Hilfe gerufenen Zuschauern wird alsbald Seil gesprungen. Er „reinigt“ eine imaginäre Scheibe vor den Logen und im umfangreichsten Auftritt ist er als Musical-Clown mit ausgezeichnetem Posaunenspiel zu erleben. Nachdem der Kampf gegen die Tücke des Objektes gewonnen wurde, ist das musizieren wieder einmal verboten und der Abendregisseur sperrt sich gegen das Begehren des Clowns.
Miss Vivian arbeitet temporeich am Vertikalseil. Am permanent schwungvoll rotierenden Requisit erfolgen die zahlreichen Tricks im Schwarzlicht. Die Halteposen und rasanten Wirbel werden sicher und gekonnt ausgeführt.
In einer zweiten Luftnummer sehen wir Chantal und Vivian an den Strapatentüchern. Abwechselnd präsentieren die beiden versierten Artistinnen eine Vielzahl der relevanten Tricks des Genres.

Die schwungvolle Jockeyreiterei der „Geschwister Aeros“ wird als Pausennummer geboten. Christiano, Marvin und Genea warten mit einer vielseitigen Trickfolge auf. Die beiden Herren jonglieren mit Keulen, haben Sprünge auf galoppierende Pferd und allerlei andere Jockey-Tricks im Repertoire, während Genea mit verschiedenen Voltige-Figuren zu überzeugen versteht. Temporeich werden die Evolutionen in erstklassiger Ausführung dargeboten.
Im weiteren Programmverlauf sehen wir Christiano und Genea mit einem stimmungsvollen Pas de Deux. Auf dem Rücken zweier Kaltblüter zeigen die Geschwister eine komplette Abfolge erstklassiger Tricks dieser reiterlichen Disziplin. Mit einem fulminanten Zwei-Mann-Hoch findet diese elegante Darbietung ihren gelungenen Höhepunkt.

Mit einer exquisiten Dressurdarbietung erreicht das Programm seinen Höhepunkt. Don Medrano bringt vier Kamele im Zusammenspiel mit vier weißen Arabern in die Manege. Die schwarz-weiß-türkisen Schabracken der Trampeltiere korrespondieren perfekt mit den Geschirren der Pferde. Vielseitige und anspruchsvolle Abläufe erfolgen in Perfektion. Gegenläufige Fächer, Gruppensteiger der Pferde zwischen den abliegenden Kamelen, gegenläufige Volten der beiden Tierrassen sind nur einige Beispiele für die vielseitigen Abläufe, die Don Medrano souverän ausführen lässt.
Ein besonderes Da Capo komplettiert diesen Dressurakt -  drei Araber flechten  aus der Kuppel hernieder hängende Bänder - schwarz, weiß und türkis - zu einem dekorativen Zopf. Einen dreifachen "Drehsteiger" sieht man fast nirgendwo - hier wird er in hervorragender Weise präsentiert. Mit einem eindrucksvollen dreifachen Steiger entlang der Piste findet diese Meisterleistung ihren exzellenten Abschluß.
Auf ein Finale mit allen teilnehmenden Artisten wurde leider verzichtet. Stattdessen tritt Manegensprecherin Juliana in den roten Ring, bedankt sich für den herzlichen Applaus und den Abschiedsworten, die wahrer nicht sein können, dass man "echten guten Circus nur im Circus sehen kann", ist nichts hinzu zu fügen.
Beeindruckende Dressurdarbietungen, gute Artistik und Clownerie und eine stimmige Präsentation stellen die Besucher höchst zufrieden und machen den Circus Aeros zu einem jener Unternehmen, die jeden Liebhaber klassischer Circuskunst begeistern.