Offener Brief an Herrn J. Pistorius; Trierischer Volksfreund

Sehr geehrter Herr Pistorius,
Darf man als Unternehmen seine Leser täuschen, Tatsachen verschweigen und die Wahrheit verdrehen, um Geld zu verdienen?  "Gequälte Tiere und gequälte Kinder laufen immer" weiß jeder Journalist. Kein Mensch interessiert sich für Tiere, denen es gut geht. Die Leser wollen sich empören und lassen sich nur zu gerne diktieren, was sie denken und sagen sollen. Das steigert die Auflage, bringt Abonnenten und Inserenten. Die Printmedien haben es schwer heutzutage gegen die online-Konkurrenz zu bestehen. Da wird schon gerne mal der alte Journalisten- Grundsatz, beide Seiten zu beleuchten, mißachtet und manches Blatt nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, der Überlebenskampf ist für die Gazetten schließlich immens hart. Dies bot einen fruchtbaren Boden für eine unglückselige Allianz:
Selbsternannte sogenannte Tierschützer und Tierrechtler finden immer wieder ihnen wohlgesonnene Redakteure, welche ihnen zur Verbreitung ihrer Lügen ein Forum bieten. Letztgenannte partizipieren wiederum von fertig gelieferten Texten, welche unverändert übernommen werden können. Selber zu recherchieren oder DPA- Meldungen zu kaufen, wäre um ein Vielfaches teurer. So nimmt das Unheil seinen Lauf, und Mensch und Tier bleiben auf der Strecke.
Was schreiben Sie da? In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht ein einziges Tier gesehen, was einen Handstand vollführt hätte, ganz einfach weil Tiere keine Hände haben. Nun, werden Sie sagen, dies war doch sinnbildlich gemeint.
Nein! War es eben nicht! Handstand hört sich nämlich weitaus spektakulärer und verwerflicher an, als "Hufstand". Und ein behaupteter Hufstand würde von vielen Lesern sofort als Lüge entlarvt. Ein Nashorn, Löwe, Zebra, Pferd, Lama, Kamel, Nilpferd, Giraffe oder sonst was für ein Tier ist zu so etwas physisch überhaupt nicht in der Lage. Wenn Sie so etwas öffentlich behaupten, erklären Sie mir bitte auch, wo es dies zu sehen gibt. Da bin ich aber mal gespannt.
Offensichtlich haben Sie niemals erlebt, wie Tiere im Zirkus transportiert werden. Wo sind sie denn, die behaupteterweise "kleinen Käfige"? Wie bekommt man ein Nashorn in einen kleinen Käfig?
Die selbsternannten, sogenannten Tierschützer oder -Rechtler wiederholen seit Jahren stets die selben erlogenen Parolen, die sich selbst schon alleine durch die Wortwahl als Polemik entlarven. Grundsätzlich werden in deren Phrasen die Tiere niemals transportiert oder gefahren, sondern stets "gekarrt", was puren Stress für die Tiere bedeuten soll. Doch wie dieser Stress aussehen soll, erklärt niemand.
Beobachten Sie mal die Ankunft oder Abreise eines Zirkus, und Sie werden staunen, in welcher Gelassenheit und Souveränität die Tiere ihre Fahrzeuge betreten oder verlassen.
Es gibt in Deutschland nicht einen einzigen Quadratzentimeter Boden, für welchen nicht ein Veterinäramt zuständig wäre. Die Überwachung ist flächendeckend. Die Kontrollen werden von geschultem Personal durchgeführt, meist von Veterinärmedizinern. Viele davon promoviert.                                                                                                          Fragen Sie Ihre Leser doch mal, wozu in Deutschland dann 382 private
Tierschutz- Organisationen gebraucht werden, und weshalb diese wie Pilze aus dem Boden schießen. Ich kann es Ihnen sagen: Dieses stellt eine äußerst lukrative Einnahmequelle dar, Spenden, Mitgliedsbeiträge und das Ranking der homepages rankt sich in einer Geschwindigkeit empor, die jede Efeupflanze erblassen lassen würde.
Fragen Sie diese Tierschützer doch mal, was aus den spektakulär und medienwirksam "geretteten" Tieren wurde?
Die Antwort: Euthanasiert. In jedem Falle geht es ihnen schlechter, viel schlechter als vor der "Rettung".
Sehr geehrter Herr Pistorius, befassen Sie sich also demnächst mit dem Thema, bevor Sie dubiosen Vereinen ein Forum bieten und deren Propaganda ungeprüft übernehmen.
Mit derart rassistischen Äußerungen bringen Sie die gesamte ältesteste Stadt Deutschlands in Verruf. Heute sollen Tiere aus den Mauern der Stadt verbannt werden, und morgen? Juden? Künstler? Geflüchtete Menschen?
Solche faschistischen Parolen haben in der heutigen Zeit, auch wenn es eine Zeit der Übertreibungen und superlativen Schlagzeilen ist, nichts, aber auch gar nichts verloren.
Mit freundlichen Grüßen

Dr. Martin Lindemann